Klebrige Schönheit im Moor

Bericht aus Klepelshagen

Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia)

Fläche entkusselt, Wassergraben verschlossen – mit Maßnahmen wie diesen arbeiten wir daran, das Große Moosbruch in Klepelshagen zu erhalten. Der Einsatz lohnt sich, wie ein bemerkenswerter Pflanzenfund zeigt: Auf dem Schwingrasen des Moors wächst der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia), ein faszinierendes Gewächs mit einer besonderen Überlebensstrategie.

Der Rundblättrige Sonnentau ist ein wahrer Moorspezialist. Um sich in dem vom Torfmoos dominierten, sauren und nährstoffarmen Lebensraum durchzusetzen, hat er eine besondere Strategie entwickelt: Die karnivore, also fleischfressende Pflanze fängt Insekten. Dazu bildet sie eine klebrige Flüssigkeit, die aussieht wie Tautropfen. Die Tiere werden davon angelockt, bleiben hängen – und sitzen in der Falle. Ein biochemisches Signal bringt den Sonnentau dazu, seine Fangblätter zu schließen. Dann wird die Beute durch ein Sekret mit Verdauungsenzymen bis auf den Chitinpanzer verdaut. So kommt der Sonnentau an überlebenswichtigen Stickstoff.

Mit diesem Trick schafft es die Pflanze, trotz der Nährstoffarmut in ihrem Lebensraum zu wachsen. Sonst würde sie bald vom stetig wachsenden Torfmoos überwuchert werden und in den sauerstoffarmen Schichten des Moors absterben.

Der Rundblättrige Sonnentau kommt in Schlenken und an Gewässerkanten vor; außerdem an Störstellen, die zum Beispiel Wildschweine hinterlassen, und auf Schwingrasen, also Pflanzendecken, die auf der Wasseroberfläche liegen. Die Rote Liste der Pflanzen Deutschlands führt ihn als „Gefährdet“. Durch den Rückgang von Mooren und anderen Feuchtlebensräumen wird er immer stärker verdrängt. Doch in der Wald- und Kleingewässerlandschaft rund um Klepelshagen gibt es noch genug Flächen, auf denen spezialisierte Arten wie diese einen Lebensraum finden.

Der Fund der moortypischen Art auf unseren Flächen zeigt, dass unsere Maßnahmen zum Erhalt des Waldmoors erfolgreich waren: Wir haben das Gebiet entkusselt, also von einem dichten Birkenbestand befreit. Um das für das Moor lebenswichtige Wasser in der Fläche zu halten, haben wir einen wasserabführenden Graben verschlossen. In den kommenden Monaten werden wir weitere Maßnahmen durchführen, um das Große Moosbruch in einen naturnahen Zustand zu versetzen. Dann können sich weitere seltene Pflanzen- und Tierarten ansiedeln.

Im Sommer 2024 werden wir ein umfangreiches Monitoring durchführen und Pflanzen und Insekten im Großen Moosbruch erfassen. Es bleibt also spannend: Welche Schätze hält die Artenvielfalt des Moors noch bereit?

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