Moore, Auen, Sümpfe
Warum Feuchtgebiete so wichtig für den Natur- und Artenschutz sind
Es gibt in Deutschland nur noch wenig intakte Feuchtgebiete. Der Mensch hat in den vergangenen Jahrhunderten immer mehr Feuchtgebiete entwässert, um sie landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Dabei wurden Moore durch die Entwässerung von Kohlenstoffsenken zu Kohlenstoffquellen. Torf – also die Ansammlung von unvollständig zersetztem Pflanzenmaterial – wurde unter anderem als Brennmaterial, Bindemittel oder Dünger verwendet. Noch heute wird im konventionellen Gartenbau torfhaltige Erde verwendet.
Auf den Flächen der Deutschen Wildtier Stiftung finden sich vorwiegend Niedermoore und Feuchtwiesen sowie ein Hochmoor in Niedersachsen. Auf Flächen, die durch menschliche Eingriffe stark beeinträchtigt sind, ergreifen wir gezielt Maßnahmen, um diese Gebiete wieder zu beleben. Um die Artenvielfalt zu erhalten und zu steigern, müssen Feuchtwiesen regelmäßig bewirtschaftet werden, da sie sonst verbuschen und auf lange Sicht zu Wald werden.
Das wichtigste für intakte Feuchtgebiete ist ein naturnaher Wasserhaushalt. Petra Riemann aus dem Natur- und Artenschutz und zuständig für das Flächenmanagement erklärt: "Aktuell versuchen wir in unsere NNE-Fläche Hornshagen mit einem Grabenstau mehr Wasser in das Gebiet zu bekommen. Und auch in Tilzow, Abtshagen und anderen NNE-Flächen werden wir auf Basis von beauftragten Erfassungen in den kommenden Jahren Gräben verschließen oder anstauen."
MOOR
Das Moor ist die wohl bekannteste Form von Feuchtgebieten. Seine Entstehung war lange Zeit ein Rätsel. Moore entstehen überall auf der Erde, wo es ausreichend torfbildene Vegetation und Wasser gibt. Die Moorbildung begann nach dem Ende der letzten Eiszeit. Täler, Senken und Niederungen wurden durch schmelzendes Eis und viele Niederschläge überflutet. Intakte Moore sind beständig mit Wasser gesättigt und können im Gegensatz zu Sümpfen nicht austrocknen. Sie bestehen zu 95 Prozent aus Wasser und gelten als großer Wasser- und Kohlenstoffspeicher. Man unterscheidet bei Mooren zwischen Hoch- Nieder- und Zwischenmooren.
Hochmoore werden auch Regenwasser- oder Armmoore genannt. Sie werden nur durch Regenwasser gespeist und haben keine Verbindung zum Grundwasser. Dadurch sind sie relativ nährstoffarm und bieten vielen spezialisierten Pflanzen- und Tierarten ein Rückzugsgebiet. Sie entstehen, indem sich mehr Pflanzenmaterial bildet als abgebaut werden kann. Dieses Pflanzenmaterial sammelt sich und wird allmählich zu Torf.
Beispiele für Pflanzen und Tiere, die in Hochmooren heimisch sind:
Wollgras, Sonnentau (langblättrig oder rundblättrig), Torfmoosund , Mosaikjungfer, Perlmuttfalter, Hochmoorgelbling, Hochmoorlaufkäfer und viele mehr.
Wenn sich in Senken nährstoffreiches Wasser sammelt, bilden sich Niedermoore. Sie bieten günstige Voraussetzungen für Tiere und Pflanzen und sind sowohl arten- als auch individuenreich. Niedermoore entstehen durch oberflächennahes Grundwasser, zum Beispiel im Quellenbereich oder im Verlandungsbereich von Seen. Durch das Wasser können Pflanzenteile nicht kopmlett abgebaut werden und es entsteht Torf.
Im Niedermoor heimische Arten sind:
Schilfrohr, Rohrkolben, Binsen, Fieberklee, Pfeifengras, Knabenkraut, Scheckenfalter, Wiesenknopf, Moorfrosch, Rohrdommel und viele mehr
In Gebieten mit vielen Niederschlägen können sich Niedermoore zu Hochmooren entwickeln. Neue Torfschichten von oben pressen darunter liegende Torfschichten zusammen. Nährstoffe aus dem Grundwasser können so nicht mehr in das Moor gelangen.
AUE
Im Umfeld von Flüssen gibt es viele Strukturen, die in unterschiedlicher Weise von stehendem oder strömendem Wasser geprägt werden. Tümpeln, Rinnen, Mulden und Altarmen ist gemeinsam, dass sie häufig überschwemmt werden. Das schafftdurch Ablagerungen von Sedimenten, das Wegbrechen von Ufern oder das Umstürzen von Bäumen immer wieder neue Pionierstandorte sowie Lebensraum für speziell angepasste Pflanzen- und Tierarten. Je ungestörter eine Auenlandschaft ist, desto größer ist ihre Artenvielfalt. Mit einem natürlichen Uferrandstreifen steigt die Artenzahl gewaltig.
Typische Auenarten sind:
Biber, Fischotter, Rotbauchunke, Uferschwalbe und viele mehr
Bruchwald
Bruchwälder sind permanent nasse, örtlich überstaute, sumpfige Wälder — im Unterscheid zu Sumpf- oder Auenwäldern, die nur gelegentlich geflutetet werden. Bruchwälder sind grundwassernah und werden in der Regel überwiegend im Frühjahr überschwemmt. Der Oberboden besteht aus einer 10 bis 20 Zentimeter dicken Torfschicht. Wenn Seen, abgeschnittene Flussarme oder Moore in Land übergehen, bilden Bruchwälder oft den äußeren Rand. In den Randmulden von Flussauen treten sie besonders großflächig auf.
Sumpf
Der Sumpf ist ein Feuchtgebiet an Seeufern und in Flussniederungen mit stark schlammige Böden und stehendem Wasser. Im Gegensatz zum Moor bildet sich im Sumpf kein Torf, da die organische Substanz durch gelegentliches Austrocknen vollständig abgebaut wird.
Den Sumpf von anderen feuchten Lebensräumen abzugrenzen, ist nicht ganz einfach. Diese baumfreien, teilweise eher gebüschreichen Landschaften werden von Sumpfpflanzen dominiert. Sümpfe sind durch Entwässerung und landwirtschaftliche Nutzung gefährdet, wurden und werden aber teilweise wieder renaturiert. Künstlich kann dieser Lebensraum in Gärten durch die Anlage eines Sumpfbeetes geschaffen werden.
Pflanzen und Tiere, die im Sumpf heimisch sind:
Sumpfschwertlilie, Pfeilkraut, Schilf, Biber, Otter, Moorfrosch, Sumpfschildkröte.
Feuchtwiese
Eine Feuchtwiese ist ein gehölzfreies, von Gräsern, Binsen, Seggen und anderen krautigen Pflanzen gekennzeichnetes Biotop, dessen Boden vom Grundwasser beeinflusst oder gelegentlich überschwemmt wird.
Feuchtwiesen sind artenreiche Biotope, die die mitteleuropäische Kulturlandschaft prägten. Sie liegen im Bereich von Flusstälern, an Seen oder in Senken. Man nennt sie auch halbnatürliche Biotope, weil ihre Vegetation durch die Nutzung des Menschen stark beeinflusst wird: Erst durch die Mahd oder Nutzung als Weideland erhielten niedrigwüchsige Pflanzen eine Chance. Durch zu intensive Nutzung nimmt der Artenreichtun aber mehr und mehr ab. Je nach Region gestalten sich je nach dem örtlichen Zusammenspiel von Faktoren wie Klima, Wasserhaushalt und Boden unterschiedliche Pflanzen- und Tiergemeinschaften.
Ufer
Ufer gehören zu den dynamischsten Lebensräumen. Sie sind geprägt durch große Schwankungen. Wo eben noch Fische schwammen, laufen kurze Zeit später Käfer über trockenen Sandboden.
Pflanzen und Tiere in der Uferzone haben sich an die Schwankungen in ihrem Lebensraum angepasst. Tritt das Gewässer über die Ufer, erhalten die Wurzeln keinen Sauerstoff und müssen mit starker Nässe zurechtkommen. Sie haben Wege entwickelt, den Sauerstoff oberhalb der Wasseroberfläche aufzunehmen und in die Pflanzenteile unterhalb der Wasseroberfläche zu leiten. Auch Uferbrüche bilden für viele Arten wichtige Lebensräume. Sie sind jedoch durch die vielerorts durchgeführten Uferbestigungen selten geworden.
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Wildtierland - Landschaften in guten Händen
In unserer Broschüre haben wir ausführliche Beschreibungen unserer Naturschutzflächen für Sie zusammengestellt.
Autor: Deutsche Wildtier Stiftung
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Internationales Übereinkommen zum Schutz von Feuchtgebieten
Für Ökologie, Klima- und Hochwasserschutz haben Feuchtgebiete eine große Bedeutung. Daher hat die UNESCO im Jahr 1971 die Ramsar-Konvention, ein Übereinkommen zum internationalen Schutz von Feuchtgebieten, angestoßen. Es wurde von mittlerweile 172 Ländern ratifiziert und ist eines der ältesten internationalen Vertragswerke im Naturschutz.
Eine allgemein gültige Definition des Begriffes Feuchtgebiete gibt es nicht. Die Definition in der Konvention von Ramsar lautet: „Feuchtgebiete im Sinne dieses Übereinkommens sind Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfgebiete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend, Süß-, Brack- oder Salzwasser sind, einschließlich solcher Meeresgebiete, die eine Tiefe von sechs Metern bei Niedrigwasser nicht übersteigen.“