Feldhasen-Hochzeit

Kurz vor Ostern erreicht die Paarungszeit der Feldhasen einen weiteren Höhepunkt. Mit etwas Glück und schönem Wetter kann man beobachten, wie sich mehrere Häsinnen und Rammler zur Hasenhochzeit auf Feldern treffen und sich gegenseitig jagen.

Nein, sanft und romantisch geht es bei einer Hasenhochzeit nicht gerade zu. „Das Besondere in der Paarungszeit der Feldhasen ist, dass die Rammler der Häsin erst im Nahkampf Kraft und Stärke beweisen müssen“, erklärt Dr. Andreas Kinser, Forst- und Jagdexperte der Deutschen Wildtier Stiftung. Nach dem ruppigen Werben des Rammlers mit aufdringlichen Annäherungsversuchen folgt eine wilde Verfolgungsjagd, die immer wieder von kurzen Boxkämpfen unterbrochen wird. Die Häsinnen suchen sich dann die fittesten Rammler aus, um sich mit ihnen zu paaren.

Superfötation erhöht die Vermehrungsrate bei Feldhasen

Superfötation - ein toller Trick von Mutter Natur

„Es bleibt jedoch nicht bei einer Paarung“, erläutert Kinser. Innerhalb kurzer Zeit paart sich die Häsin mehrmals, so dass die Junghasen eines Wurfes unterschiedliche Väter haben können. Außerdem hat Frau Feldhase noch ein „Überraschungs-Ei“ in ihrem Körper, denn im Laufe der Evolution hat sich eine Besonderheit entwickelt, um den Feldhasen-Bestand zu erhöhen. Häsinnen können während der Tragezeit von etwa 40 Tagen erneut befruchtet werden. Das heißt: Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien befinden sich zeitgleich in der Gebärmutter. „Diesen Trick von Mutter Natur nennt man Superfötation“, erläutert Feldhasen-Experte Kinser. Dadurch kann sich die Vermehrungsrate erhöhen, denn Würfe können in kürzerer Folge stattfinden.

Feldhasen brauchen Wildkräuter - aber die sind schwer zu finden.  Foto: R. Kaminski / piclease

In der Paarungszeit braucht der Feldhase Kraftnahrung

Knackig, zart und vor allem grün – so sieht die Ernährung des Feldhasen aus. Und das ist gut so: Vitamin C in Löwenzahnblättern kurbelt den Stoffwechsel an, Beta-Carotin in Sauerampfer pusht die Immunabwehr und Folsäure in Barbarakraut stärkt das Blut. Solche Vitalstoffe brauchen Spitzensportler wie der Feldhase. Frische Kräuter helfen, wenn er mit angelegten Löffeln und rund 80 km/h (das sind 22,22 Meter pro Sekunde!) über Felder und Wiesen rennt und Haken schlägt. Auch „Frau Hase“ braucht eine Extra-Portion Grünes: Sie muss bei Kräften bleiben, denn es ist Paarungszeit und die ist anstrengend. Um unter den vielen Rammlern den Richtigen mit dem besten Erbgut zu finden, liefert sie sich Boxkämpfe mit ihren vielen Verehrern. Innerhalb kurzer Zeit paart sich die Häsin mit verschiedenen Rammlern – und das kostet Kraft. Rund 42 Tage später kommen die jungen Hasen auf die Welt.

Manchmal wird der Hase auch mit dem Kaninchen verwechselt

Genaues Hinschauen lohnt sich

Obwohl die meisten Menschen in Deutschland schon Feldhasen gesehen haben, werden diese häufig mit Wildkaninchen verwechselt. Doch die Unterschiede sind sichtbar! Man braucht nur etwas genauer hinschauen:
Zunächst einmal ist der Feldhase viel größer und schwerer als das Kaninchen. Ausgewachsene Exemplare wiegen etwa vier Kilo – ein Wildkaninchen bringt dagegen nur drei Pfund auf die Waage. Die langen Löffel fallen beim Feldhasen sofort auf. Kaninchen haben kürzere Ohren, wodurch ihr „Gesicht“ runder und gedrungener wirkt. Die langen Hinterbeine des Feldhasen machen ihn zu einem Schnellstarter, der Haken schlägt und dadurch manchem Feind entkommen kann - Kaninchen flitzen dagegen möglichst schnell ins Gebüsch, wenn Gefahr droht. Und: Während Feldhasen Einzelgänger sind, die sich eine Mulde auf blankem Boden scharren, lieben Kaninchen das gesellige Leben in unterirdischen Bausystemen.

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Kleines "Hasen-Lexikon"

Was sind Löffel, Lichter oder Blume? Aufklärung folgt hier:

  1. Die langen Ohren des Feldhasens werden als Löffel bezeichnet. Sie sind trichterförmig und zehn bis 15 Zentimeter lang.
  2. Die Augen sind die Lichter oder Seher. Sie sitzen seitlich am Hasenkopf. Durch diese besondere Position kann der Feldhase in einem 360 Grad Winkel schauen und jede Bewegung um ihn herum blitzschnell wahrnehmen.
  3. Der Schwanz wird als Blume bezeichnet. Sie ist meist weiß gefärbt.
  4. Typisch für den Feldhasen sind die langen Hinterbeine – Sprünger genannt.
  5. Hat der Hase Auslauf, schlägt er am Abend einen flinken Hasenpass vom Wald zum Feld. Ein umgekehrter Hasenpass vom Feld zum Wald am Morgen nennt man Einlauf.
  6. Der Hase schläft nicht im Bau. Um auszuruhen oder sich zu verstecken, scharrt er im Erdboden eine kleine Mulde, die Sasse.
  7. Wenn die Häsin einen „innehat“, hatte sie nicht etwa zu viel Kräuterschnaps: Sie ist trächtig. Die Jungen werden übrigens nicht geboren, sondern gesetzt.

Die intensive Landwirtschaft macht dem Feldhasen das (Über)Leben schwer

Feldhasen mögen Wildkräuter - aber die sind kaum zu finden

„Die intensive Landwirtschaft mit großen Düngemengen und einer perfektionierten Erntetechnik, die jedes Körnchen vom Acker holt, macht dem Feldhasen das Überleben schwer. Auch Rebhuhn, Feldhamster und Co. benötigen Erntereste als Winterfutter und Ackerrandstreifen, um sich vor Fuchs, Marder und Rabenkrähe zu verstecken. Doch Hecken, Brachen und Ackerrandstreifen sind landwirtschaftlichen Produktionsflächen gewichen. Wenn sich der Feldhase einen Lebensraum wünschen dürfte, wäre das eine Landschaft wie vor 100 Jahren: Mit kleinen Feldern, wenig gedüngt, keine Chemie. Dafür mit Hecken, breiten Wegen und Grasstreifen, die nicht gemäht werden.

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