Was machen Wildbienen und Wespen im Winter?
Die Hymenoptera haben eine ganz eigene Art, die kalte, dunkle Jahreszeit zu überstehen
Bei den solitären Wildbienen, den Einzelgängerinnen (nicht zu verwechseln mit den Honigbienen!), sterben die letzten Weibchen. In den Wochen davor haben sie noch emsig Pollen und Nektar gesammelt und ihre Nester mit den Nachkommen für das nächste Jahr angelegt. In hohlen Pflanzenstängeln, selbstgegrabenen Gängen in der Erde oder in Totholz ruht der Nachwuchs. Hier überwintert die nächste Generation, gut versorgt mit Nektar und Pollen. Die fertigen Bienen kommen erst im nächsten Jahr aus ihrem Nest und der Kreislauf beginnt von neuem.
Bei den Hummeln stirbt das Volk und die Jungköniginnen überwintern
Bei den sozialen Wildbienen, also den Hummeln, stirbt im Herbst das gesamte Hummelvolk ab. Über den Sommer ist der Staat, den die Hummelkönigin ganz allein gegründet hat, auf über 600 Tiere angewachsen. Jetzt ist die Zeit der Königin gekommen. Sie stirbt - und mit ihr das ganze Volk. Das ganze Jahr über hat das fleißige Hummelvolk dafür gesorgt, möglichst viele kräftige, neue Jungköniginnen heranzuziehen. Allein die neuen Jungköniginnen suchen sich mit einer gut gefüllten Nektarblase gut geschützte Plätze, an denen sie bis zum nächsten Jahr überwintern können. Dazu suchen sich die Jungköniginnen einen „Schlafplatz“ im Erdboden mit geringer Sonneneinstrahlung und graben sich bis zu 15 cm Tiefe ein. Auch unter Laubhaufen oder unter Baumwurzeln und in Mauerritzen überwintern die jungen Königinnen. Würde der Überwinterungsplatz in der prallen Sonne liegen, besteht die Gefahr, dass sich der Platz zu schnell erwärmt und die Insekten zu früh erwachen. Ideal sind darum Überwinterungsquartiere mit nord-westlicher Ausrichtung. Durch die vermehrte Produktion eines eigenen Frostschutzmittels im Körper sind die Insekten für Temperaturen von bis zu -19°C gewappnet.
Im Winter liegen die Wespennester unbewohnt da
Die sozialen Faltenwespen (z. B. Hornisse, Deutsche Wespe, Gemeine Wespe) erleiden ein ähnliches Schicksal wie die Hummel: Die Wespenkönigin stirbt ab und mit ihr das gesamte Volk. Die Wespennester liegen ab Herbst verlassen da und sind unbewohnt. Es erfolgt keine Wiederbesiedlung des alten Nestes im nächsten Jahr. Nur die zukünftigen Wespenköniginnen, die das Wespenvolk über den Sommer herangezogen hat, überleben den Winter. Für den Wespennachwuchs ist trotzdem gesorgt: Ein erfolgreiches Wespenvolk produziert im Laufe seines Lebens etwa 200 Jungköniginnen. Zum Überwintern suchen sich die Jungköniginnen geschützte Plätze. Gelegentlich schwirren die etwas größeren Wespenköniginnen dabei auch in unseren Wohnungen umher - immer auf der Suche nach einem Platz, der sie gut über den Winter bringt! Andere Jungköniginnen überstehen den Winter nicht, weil sie sie Pilzinfektionen oder Krankheiten zum Opfer fallen. Auch immer möglich: In der Winterstarre, in der sie sich befinden, werden die jungen Wespen Beute von Vögeln oder anderen Insektenfressern.
Honigbienen haben es im Winter "mollig" warm
Die Honigbiene hat sich über den Sommer große Vorräte an Honig und Pollen angelegt. Dabei entscheidet der Nahrungsvorrat über das Überleben des Honigbienenvolks. Der Honig ist der Treibstoff, der das Volk und hier besonders die Königin am Leben hält. Sobald der Winter und mit ihm der Frost kommt, ziehen sich die Bienen in einer Wintertraube zusammen. In der Mitte gut geschützt und gewärmt sitzt die Königin. Sie muss überleben. Durch ständiges Muskelzittern der Bienen herrscht im Inneren stets eine Temperatur von ca. 25 °C.
Ganz ungefährlich ist das Überwintern der neuen Wildbienen-Generationen trotz aller guten Vorbereitungen durch die Elterntiere nicht. Bei Hummeln beispielsweise überlebt von zehn Hummelköniginnen nur eine den Winter. Bei den solitären Wildbienen erleben nur rund 25 bis 30 Prozent den nächsten Sommer. Die Ursachen sind vielfältig: Witterungseinflüsse wie „Achterbahn-Wetter“ mit ständigen Temperaturwechseln, Fressfeinde wie Vögel oder Igel, das Auftauen und wieder Gefrieren des Erdreichs und Überschwemmungen gehören zu den lebensbedrohlichen Gefahren.