Forschungspreis
Wir unterstützen Forschung
Wie können wirksame Schutzmaßnahmen für bedrohte Arten aussehen? Welche Auswirkungen hat das sich wandelnde Klima für einzelne Arten? Wie gehen Wildtiere mit Gefahren, bedingt durch den Menschen, um? Sind neu auftretende Krankheiten Grund zur Sorge bei Mensch und Wildtier? Diese und andere Fragen bleiben oft unbeantwortet, denn in der heimischen Forschungslandschaft stehen andere Themen im Fokus. Alle zwei Jahre vergibt die Deutsche Wildtier Stiftung daher den mit bis zu 50.000 Euro dotierten Forschungspreis. Bereits seit 1997 fördert die Stiftung so die Arbeit herausragender Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen. Über die Vergabe entscheidet eine von der Deutschen Wildtier Stiftung unabhängige Jury renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Die Jury besteht aus den folgenden Mitgliedern:
Prof. Dr. Franz Bairlein, Institut für Vogelforschung / Vogelwarte Helgoland
PD Dr. Joanna Fietz, Universität Hohenheim / Institut für Zoologie / Fachgebiet Zoologie
Prof. Dr. Jörg Ganzhorn, Universität Hamburg / Fachbereich Biologie / Institut für Zoologie
Prof. Dr. Dr. Sven Herzog, Technische Universität Dresden / Dozent für Wildökologie und Jagdwirtschaft (Juryvorsitz)
Dr. Martina Roß-Nickoll, RWTH Aachen / Institut für Umweltforschung (Biologie V)
Prof. Dr. Heinz-Adolf Schoon, Universität Leipzig / Veterinärmedizinische Fakultät / Institut für Veterinär-Pathologie
Prof. Dr. Ursula Siebert, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover / Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW)
Forschungspreis 2023
Bis zum 31. Mai 2023 konnten sich Wissenschaftler, die sich mit wildtierbezogenen Fragestellungen beschäftigen, um den mit 50.000 Euro dotierten Forschungspreis bewerben. Die Wahl fiel auf Dr. habil. Stéphanie Schai-Braun für ihre Forschungsarbeit zum Thema „Konkurrenzsituation zwischen Alpenschneehasen, Feldhasen und deren Hybriden bei globaler Erwärmung“. Am 06.12.2023 wurde ihr der Forschungspreis im Museum der Natur in Hamburg übergeben.
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Neuigkeiten
Forschungspreis 2021
Der Forschungspreis 2021 ging an Dr. Simon Ripperger. Als Teil einer interdisziplinären DFG-Forschungsgruppe hat er die Entwicklung eines vollautomatisierten Tracking-Sensornetzes vorangetrieben, das es ihm erlaubt, das Sozialverhalten in Fledermauskolonien minutiös zu dokumentieren. Damit versucht er, eine bislang ungeklärte Frage zu beantworten: Wie lernt eine neue Fledermaus-Generation, wo ergiebige Jagdgründe und die über viele Generationen genutzten Quartiere des Wochenstubenverbandes zu finden sind?
Hier ist sein Bericht über die Arbeit zum Verständnis der Kommunikation der Großen Mausohren
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Forschungspreis 2019
Der Feldhamster ist ein Wiener. Nur so kann man es verstehen, dass Cricetus cricetus in der österreichischen Hauptstadt in Scharen auftritt, während er in Deutschland akut vom Aussterben bedroht ist. Vor allem die weiblichen Feldhamster fühlen sich in Wien wohl und bekommen mehr Nachwuchs. Zur Untersuchung dieses Phänomens hat die Wiener Verhaltensforscherin Dr. Carina Siutz den Forschungspreis 2019 der Deutschen Wildtier Stiftung erhalten.
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Forschungspreis 2017
Hoch oben in den Bergen: Ewiges Eis, kaum Vegetation und weit und breit nichts als Steine. Und doch leben hier viele, oft noch wenig erforschte Arten. Blockhalden. Diese einsamen und kaum beachteten Steinfelder in den Mittel- und Hochgebirgen bieten einigen tierischen Spezialisten ein Zuhause. Diese Arten untersucht Robert Klesser, Biologe und Spinnenexperte am Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg nun in einem ambitionierten Forschungsvorhaben. Mit seinem Projektantrag überzeugte er die anspruchsvolle Jury der Deutsche Wildtier Stiftung und erhält mit dem Forschungspreis Projektmittel in Höhe von knapp 50.000 Euro.
In seiner Doktorarbeit „New bugs on the block“, untersucht Klesser, wie sich in den Blockhalden Populationen entwickelt haben. Zwischen den unzähligen Gesteinsblöcken der Blockhalden existiert ein riesiges Miniaturhöhlensystem. In dieses Höhlensystem dringt der Frost so tief ein, dass sich im Innern der Halde Eiskerne bilden, die wahrscheinlich auch über den Sommer nicht vollständig abschmelzen. Manche Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass diese Eiskerne schon seit den letzten Eiszeiten bestehen und in zehntausenden von Jahren nicht abgetaut sind.
In ganz Mitteleuropa wird Klesser zwei Jahre lang unterwegs sein, um so viele DNA-Proben wie möglich von den besonderen Arten zu sammeln. Damit geht es dann ins Labor, wo mit modernsten Methoden nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten im Erbgut gesucht wird. Genetische Unterschiede können den Forschern viel verraten, z.B. das Alter von genetischen Linien, Verwandtschaftsgrade, Isolation und Migration, Populationsgrößen und genetische Vielfalt.
Leider sind sind die Kaltlebensräume der Blockhalden durch den Klimawandel bedroht. Nährstoffeinträge durch die Luft beschleunigen das Zuwuchern durch Vegetation. Auch Geo- und Sporttourismus sind eine zu beachtende Gefahr. Zeit also, mehr über die Bewohner der Blockhalden zu erfahren, um diese Inseln der Biodiversität schützen zu können.
Lesen Sie in dem BlogbIeitrag "Lebensraum Bloghalde" wie Robert Klesser in die Welt der Blockhalden und seinen tierischen Bewohnern eintaucht.
Forschungspreis 2015
Welche Reaktionen rufen Wildtiere in uns Menschen hervor, sobald sie sich in unseren Lebensräumen aufhalten? Was für ein Gefühl haben wir, wenn wir beispielsweise einen Wolf sehen, der durch die Heide streift? Oder eine schwarze Krähe in den Hinterhof des Hauses einfliegt? Warum fassen viele Menschen nicht gern Frösche an?
Diplom-Psychologin Uta Maria Jürgens, Forschungspreisträgerin der Deutschen Wildtier Stiftung 2015, beleuchtet Fragen wie diese mit ihrem Promotionsprojekt „Vom Konflikt zur Koexistenz“ – die Mensch-Wildtier-Beziehung aus dem Blickwinkel der menschlichen Psyche. Denn für die einen stellen Wildtiere schützenswerte Symbole für die Natur dar. Für andere werden Wildtiere, die in menschliche Lebensräume eindringen, zu Problemtieren. Uta Maria Jürgens will auf experimentelle Weise erforschen, welche Mechanismen hier gelten und was die Menschen besser machen können, um Konflikte mit Wildtieren von vornherein zu vermeiden.
Frühere Forschungsarbeiten
Die Bandbreite der bisher prämierten Forschungsthemen ist groß: Vom Zug der bedrohten Wiesenweihe bis hin zur Winterschlafstrategie des ebenso gefährdeten Feldhamsters wurden in den letzten Jahren unterschiedlichste Themen behandelt, die alle eines gemeinsam haben: Heimische Wildtiere in den Fokus rücken.
Seit 1997 haben wir bereits 20 Nachwuchswissenschaftler mit dem Forschungspreis unterstützt. Neu gewonnene Erkenntnisse der Forscher konnten auf den Wildtierschutz übertragen werden. Und: Oft stand der Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung am Beginn einer glänzenden Karriere!
Auswahl bisheriger Forschungsarbeiten
2017
Doktorand Robert Klesser
New bugs on the block: Populations- und Naturschutzgenetik ausgesuchter Blockhaldenbewohner mit kryptischer Artdifferenzierung
2015
Diplom-Psychologin Uta Maria Jürgens
Vom Konflikt zur Koexistenz (Laufendes Projekt)
2013
Dr. Lisa T. Warnecke
Ökophysiologische Anpassungen von Kleinsäugern in urbanen Habitaten am Beispiel des Igels
2011
Dr. Stefanie Monecke
Ontogenese, Reproduktions- und Überwinterungserfolg beim Feldhamster
2009
Dr. Christiane Trierweiler
Die Bedeutung afrikanischer Rast- und Überwinterungsgebiete für den Schutz eines bedrohten Langstreckenziehers, der Wiesenweihe
2007
Dr. Gernot Segelbacher
Genetische Grundlagen für das Überleben der Birkhuhnpopulationen in Deutschland
2005
Dr. Joanna Fietz
Reproduktionsdynamik des Siebenschläfers als Zeigerfunktion für den Status von Mischwäldern