StadtNatur
Wir ermöglichen Stadtkindern vielfältige Naturerfahrungen
Unsere Projekte:
Patenförsterprojekt „Schule im Wald®“
In Berlin gibt es viele Kinder, die vor allem in ihrem Kiez unterwegs sind und nur selten einen Fuß in den Wald setzen. Wir möchten, dass sich das ändert. Deshalb unterstützt die Deutsche Wildtier Stiftung seit 2015 das Berliner Patenförsterprojekt „Schule im Wald®“. Damit eröffnen wir Kindern in der Großstadt die Möglichkeit, mit ihrer Schule die Natur hautnah zu erleben.
In regelmäßigen Abständen, nach Möglichkeit mindestens dreimal pro Schuljahr, verbringen die Kinder einen Tag im Wald. Begleitet werden sie von zwei Natur-, Erlebnis- oder Umweltpädagogen, die mit ihnen verschiedene Naturthemen bearbeiten. Durch kreative, spielerische und praktische Aktivitäten erleben und erfahren die Schüler die Natur mit allen Sinnen. Sie untersuchen verschiedene Baumarten, ordnen deren Blätter und Früchte zu, fühlen Regenwürmer auf der nackten Hand und riechen den Duft des Waldbodens nach einem Regenschauer. Insekten unter der Rinde von Totholz beobachten sie ganz genau, Flechten und Pilze betrachten sie mit der Lupe und den Gang eines Fuchses ahmen sie gleich selbst nach. Kein Waldtag ist wie der andere, und die Natur inspiriert. Im Jahresverlauf lernen die Kinder ihren Wald immer besser kennen, lieben und dauerhaft schätzen.
Die „Schule im Wald®“ existiert bereits seit vielen Jahren. Ins Leben gerufen wurde sie von den Berliner Forsten – daher auch die Bezeichnung Patenförsterprojekt. 2012 übernahm die Deutsche Schreberjugend Landesverband Berlin e. V. die Trägerschaft. Gemeinsam mit dem Träger, dem Berliner Senat und weiteren Institutionen haben wir das Patenförsterprojekt ausgebaut. Kinder aus unterschiedlichen Berliner Bezirken, darunter viele aus eingewanderten Familien, profitieren von den regelmäßigen Aufenthalten in der Natur. Für Grundschulklassen, die sich die Teilnahme am Projekt nicht leisten können, übernimmt die Deutsche Wildtier Stiftung die Kosten für die Waldtage. 2020 haben wir dieses Angebot auch auf Berliner Kindergärten ausgeweitet.
In den Coronajahren 2020 und 2021 ermöglichten wir mit Geldern unserer Spender 223 Kindern insgesamt 63 ereignisreiche Waldtage. Sie kamen aus zwölf Klassen von sechs Berliner Grundschulen und aus drei Kindergärten. 2022 fanden 34 Waldtage für neun Klassen aus sechs Grundschulen statt, im Durchschnitt waren pro Waldtag 18 bis 23 Schülerinnen und Schüler dabei. Außerdem nahmen in diesem Jahr Gruppen aus fünf Kindergärten an 21 Waldtagen teil. Insgesamt profitierten 2022 mindestens 270 Kinder im Alter von vier Jahren bis zur sechsten Klasse von dem Angebot. Dabei war jedes Kind an drei bis sieben Tagen im Wald.
Logo Schule im Wald
An ihrem ersten Waldtag erhalten die Kinder ein „Waldtagebuch“ – ein Notizbuch mit leeren Seiten, auf denen sie ihre persönlichen Entdeckungen und Erlebnisse am Ende eines jeden Waldtags festhalten. So haben die Pädagogen auch die Möglichkeit, die Erlebnisse im Unterricht oder im Kindergarten erneut aufzugreifen und Wissen zu vertiefen.
Draußenklasse der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule
Die Natur ist für die Lerngruppe Eichhörnchen, die Draußenklasse der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule in Berlin-Pankow, ein Ort für praktisches und handlungsorientiertes Lernen. Denn zweimal in der Woche findet ihr Schulunterricht draußen statt. Begleitet werden sie dabei von drei pädagogischen Fachkräften. Die Draußenklasse, das sind 26 Schülerinnen und Schüler zwischen sechs und neun Jahren, darunter zwei Kinder mit Down-Syndrom und mehrere Kinder mit binationalem Hintergrund. Sie alle lernen inklusiv und jahrgangsübergreifend in den Stufen 1 bis 3. In ihrem Schulalltag steht entdeckendes und selbstständiges Lernen im Vordergrund, damit sie viele Erfahrungen machen und sich als selbstwirksam erleben.
Die Kinder der Draußenklasse besuchen ihre außerschulischen Lernorte im Bucher Forst oder im näher an der Schule gelegenen Park seit Februar 2022. In einem strukturierten Ablauf vermitteln die Lehrkräfte Englisch, Deutsch, Mathematik, Kunst und Bewegung und setzen dabei Natur- und Montessorimaterialien zur Veranschaulichung ein. Morgens geht es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Ort der Draußenschule. Die Kinder schleichen in der Scoutline zum Morgenkreis, wo die Lehrkräfte die Themen des Tages vorstellen und möglichst spielerisch einführen. Danach arbeiten die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen oder einzeln und kehren später in den Kreis zurück, um ihre Ergebnisse zu präsentieren und zu besprechen. Natürlich gibt es zwischendurch ausreichend Zeit zum freien Spielen und Bewegen.
Logo Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule
Die Draußenlerngruppe ist Teil des Schulversuchs „Hybride Formen des Lehrens und Lernens“, an dem neben der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule 16 weitere Schulen in Berlin teilnehmen. Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie möchte damit erreichen, dass Schulen auch nach der Coronapandemie Freiräume für alternative Lernstrukturen und -situationen bieten können. Außerdem wird untersucht, welche Unterstützung Schülerinnen und Schüler brauchen und wann Lernen kooperativ oder besser individualisiert stattfinden sollte. Die wissenschaftliche Auswertung übernimmt die Humboldt-Universität zu Berlin. Der Versuch bietet den teilnehmenden Schulen die Chance, den Schulentwicklungsprozess gemeinsam mit der Senatsverwaltung zukunftsorientiert zu gestalten. Dabei setzt jede Modellschule ihren individuellen Schwerpunkt – bei der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule und ihrer Draußenklasse liegt der Fokus auf der Natur.
Zusätzlich zu den wöchentlichen Draußentagen haben die Kinder der Lerngruppe Eichhörnchen zwei- bis dreimal im Monat Gelegenheit, den Wald im jahreszeitlichen Verlauf zu erforschen. Diese angeleiteten Waldtage führt die Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule zusammen mit den Naturpädagogen der Waldschule Bucher Forst durch. Die Deutsche Wildtier Stiftung übernimmt die Kosten dafür, um die Eltern finanziell zu entlasten und das vorbildliche Engagement der drei Lernbegleiter der Draußenklasse zu unterstützen. An den Waldtagen sammeln die Kinder spielerisch positive Erfahrungen in der Natur. Sie lernen unter anderem, genau zu beobachten und zu beschreiben, und verknüpfen nachhaltig positive Emotionen mit den Tagen draußen. Durch die Zeit im Wald sind sie an den anderen Tagen der Woche im Klassenzimmer ruhiger und ausgeglichener.
Sarah Wiest, eine der drei pädagogisch begleitenden Lehrkräfte der Draußenklasse beschreibt, wie sich die Kinder verändert haben, seitdem sie regelmäßig den Wald besuchen: „Nach den Einschränkungen der Coronapandemie erkannten wir unsere Lerngruppe zunächst nicht wieder. Es gab so viele Konflikte unter den Kindern und es fiel ihnen deutlich schwerer als zuvor, in die Konzentration und so ins Lernen zu finden. Seitdem wir regelmäßig draußen lernen, können wir eine sehr starke Veränderung bei den Kindern wahrnehmen. Sie zeigen viel Freude daran, ihre Umgebung in Ruhe und mit genügend Zeit zu beobachten und über Sachverhalte gemeinsam nachzudenken und sie zu besprechen. Wir beobachten, dass viele Kinder mehr schreiben als vorher, da es um ihre Erlebnisse und Erfahrungen geht, die sie in ihre Naturtagebücher notieren. Sie sind offen, mit uns über Rechtschreibung und Grammatik zu sprechen, weil es um ihre Texte geht. Flächen auszumessen und zu berechnen, macht vor Ort viel Sinn, und Matheaufgaben zu spielen oder zu zeichnen, lässt manches Kind, das sich vor Zahlen fürchtet, sichtlich aufblühen. Die Kinder sind stolz, wenn sie ihren Eltern die Kräuter zeigen können, aus denen wir Kräuterbutter hergestellt haben, oder das Wildschweinhaar an der Rinde oder ein Rehbett entdecken.“
Die Lehrkräfte beobachten noch eine weitere Veränderung bei den Kindern, wie Wiest weiter berichtet: „Am schönsten aber ist, dass im Wald alle Kinder gemeinsam spielen und es kaum Konflikte gibt, wenn genügend Platz für alle da ist. Es wird balanciert, geklettert und gerannt, sodass wir auch am folgenden Tag wache und entspannte Kinder in der Schule beim Weiterlernen begleiten können. Die Konzentration aufs Lernen ist wieder da und die Kinder zeigen mehr Ausdauer als zuvor. Den Lärm und die Enge des Schulgebäudes zwei Tage gegen die Stille und Weite des Waldes eintauschen zu dürfen und gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Waldschule zu lernen, ist ein großes Geschenk. Wir sind der Deutschen Wildtier Stiftung sehr dankbar, dass wir auf unserem Weg nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch pädagogisch beraten und mit guten zusätzlichen Materialien versorgt werden.“
Mehr Infos und Material auch zum Downloaden
Bildungskoffer zum Ausleihen
BILDUNGSKOFFER FÜR WALD- UND WIESENTAGE
Außerdem stellen wir drei Bildungskoffer mit Materialien und Anleitungen für Wald- und Wiesentage zur Verfügung. Pädagogen in Berlin, Cottbus und im Landkreis Schaumburg können sie kostenlos ausleihen und nutzen, um mit ihrer Kindergruppe eigenständig den Wald zu erleben. Das ist in den Forscherkoffern enthalten:
Inventarliste und Infos zum Bildungskoffer
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Inventarliste und Infos zum Bildungskoffer
Download der Inventarliste und Infos zur Ausleihe des Bildungskoffers (als PDF-Datei)
Autor: Deutsche Wildtier Stiftung
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Forscherbuch
Ergänzend zum Forscherkoffer ist im Projekt „Schule im Wald®“ durch unsere Förderung das Forscherbuch entstanden. Es bietet für Wald- und Wiesentage mit Kindern über 80 Spiel- und Aktionsideen. Der kostenlose Download ist hier möglich:
Autor: Deutsche Wildtier Stiftung
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Hier können Sie das Forscherbuch für 7,00 € bei uns bestellen:
FORSCHERBUCH, eine Publikation der Deutschen Wildtier Stiftung