Schreiadler – Lebensräume sichern

Der Schreiadler ist einer der seltensten Greifvögel Deutschlands. Mit unseren Partnern haben wir ein umfassendes Schutzprogramm auf den Weg gebracht

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Der Schreiadler (Clanga pomarina) hat in Deutschland sein westlichstes Verbreitungsgebiet. Doch er ist einer der seltensten heimischen Vögel. In Mecklenburg-Vorpommern brüten nur noch rund 100 Paare, in Brandenburg sind es etwa 30. In allen anderen Bundesländern ist Deutschlands kleinster Adler ausgestorben. Um die Letzten seiner Art zu retten, engagiert sich die Deutsche Wildtier Stiftung seit Langem im Schreiadler-Schutz: Wir sichern und optimieren Lebensräume, setzen uns für einen besseren Schutz vor Kollisionen mit Windenergieanlagen ein und organisieren eine breite Öffentlichkeitsarbeit, um Menschen auf den faszinierenden Greifvogel aufmerksam zu machen.

Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben

Von 2010 bis 2016 haben wir untersucht, wie Land- und Forstwirte Rücksicht auf den Schreiadler nehmen können, ohne auf die Bewirtschaftung ihrer Flächen zu verzichten. In diesem sogenannten Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben haben wir in fünf Untersuchungsgebieten mit Eigentümern und Bewirtschaftern Nutzungsänderungen für Nahrungshabitate des Schreiadlers im Offenland und für Brutwälder vereinbart. Für ihren Einsatz erhielten die Vertragspartner Ausgleichszahlungen. Das Projekt wurde vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und vom Land Mecklenburg-Vorpommern gefördert.

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Gemeinsam für den Schreiadler

Nationales Artenhilfsprogramm

Die Erfahrungen aus dem Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben fließen seit Mitte 2024 in ein Nationales Artenhilfsprogramm (nAHP) für den Schreiadler ein, das wir in allen Brutgebieten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg durchführen. Dafür haben wir uns mit der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und der Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV zusammengeschlossen. Gefördert wird das Artenhilfsprogramm vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Im nAHP Schreiadler setzen wir bis 2028 langfristig wirkende Maßnahmen zur Aufwertung von Brut- und Nahrungsgebieten um. Besonders wichtig ist dabei die Zusammenarbeit mit Landwirten und ehrenamtlichen Horstbetreuern. Gemeinsam mit unseren Verbundpartnern werden wir Moore wiederherstellen, Gewässer renaturieren und Strukturelemente wie Hecken und Brachflächen in der Agrarlandschaft anlegen. Brutbäume und -wälder werden wir langfristig schützen.

Kurzfristig wollen wir mit Unterstützung landwirtschaftlicher Betriebsberater temporäre Nahrungsflächen wie Grünland oder Brachflächen in der Nähe von Brutwäldern etablieren. Dabei sollen Land- und Forstwirte durch ihren Einsatz für den Artenschutz auf den betroffenen Flächen keine wirtschaftlichen Nachteile haben – im Gegenteil: Sie sollen dafür honoriert werden, dass sie die Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft bewahren und damit der gesamten Gesellschaft einen wichtigen Dienst leisten.

Praxisempfehlungen zum Schreiadlerschutz

Auf unserer Website zum Schreiadler-Projekt können Sie eine kostenlose Broschüre mit Praxisempfehlungen zum Schreiadlerschutz bestellen.

Zu den Publikationen

Unsere Maßnahmen zur Verbesserung von Schreiadlerhabitaten wollen wir zielgenau umsetzen. Deshalb werden wir im Rahmen des Artenhilfsprogramms den Zustand bekannter Brutplätze analysieren und gezielt nach Schreiadlervorkommen in ehemaligen und potenziell geeigneten Brutgebieten suchen. Die Betreuung von Horsten und Brutrevieren werden wir optimieren. Kurzfristig wollen unsere Verbundpartner durch ein unterstützendes Jungvogelmanagement dafür sorgen, dass mehr junge Schreiadler die Brutsaison überleben.

Von den geplanten Schutzmaßnahmen für den Schreiadler können auch andere, zum Teil stark bedrohte Arten mit ähnlichen Lebensraumansprüchen profitieren, wie der Rotmilan (Milvus milvus) im Offenland und die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) in Brutwäldern. Den Erfolg der einzelnen Maßnahmen werden wir in einer abschließenden Evaluation bewerten.

Schreiadlerland Bredenfelde

Lebensraum im Naturpark Feldberger Seenlandschaft

Im Naturpark Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern liegt eines der letzten Schwerpunkt-Vorkommen des Schreiadlers. Dort hat die Deutsche Wildtier Stiftung seit 2014 knapp 90 Hektar Acker- und Grünland nahe der Ortschaft Bredenfelde erworben. Die stiftungseigenen Flächen  bewirtschaften wir in Zusammenarbeit mit den Landwirten vor Ort so, dass der Schreiadler dort ausreichend Nahrung findet. Unter anderem haben wir 6,5 Hektar Ackerland, die direkt an einen Brutwald des Greifvogels angrenzen, in Grünland umgewandelt. Ziel ist es, die Zahl der Kleinsäuger, zum Beispiel Mäuse, als Beutetiere für den Schreiadler zu erhöhen und seine Jagdmöglichkeiten in der Nähe des Brutwalds zu verbessern. Der Flächenkauf wurde vom Bundesamt für Naturschutz und vom Land Mecklenburg-Vorpommern finanziell gefördert. Unterstützung kam auch von der Paul-Friedrich und Ursula Schnell Stiftung.

Porträt eines Schreiadler-Nestlings

Porträt eines Schreiadler-Nestlings

Schreiadlerschutz und Energiewende müssen vereinbar sein

Gefahr durch Windenergieanlagen

Die Zahl der Windenergieanlagen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Damit steigt auch die Gefahr, dass Tiere mit den Rotorblättern kollidieren. Neben Fledermäusen sind besonders Greifvögel betroffen.  Seit 2008 wurden in Deutschland neun tote oder verletzte Schreiadler unter Windenergieanlagen gefunden. Da viele davon nur zufällig entdeckt und teilweise nur wegen ihrer Beringung gemeldet wurden, müssen wir von einer höheren Dunkelziffer von Kollisionsopfern ausgehen.

Vor dem Hintergrund des ohnehin sehr kleinen Schreiadler-Bestands in Deutschland sprechen die Fundzahlen dafür, dass die Vögel ein hohes Risiko von Unfällen mit Windenergieanlagen haben. Für den Schutz der Art ist das ein großes Problem. Wenn wir den Schreiadler in Deutschland erhalten wollen, kommt es auf jedes einzelne Tier an. Besonders wichtig ist, dass die Altvögel überleben, da Schreiadler nur wenige Nachkommen haben.

Windenergieanlagen gefährden nicht nur das Leben der Schreiadler, sie vertreiben sie auch aus ihrem Lebensraum. Die Vögel meiden die Umgebung der Anlagen vor allem wegen der vielen menschlichen Störungen, die Bau und Betrieb mit sich bringen. Indirekt können Windenergieanlagen also dazu führen, dass viele Nahrungsflächen im Hauptaktionsraum der Schreiadler verlorengehen. Deshalb fordern wir, dass im Umkreis von sechs Kilometern um Schreiadlerhorste keine neuen Windenergieanlagen errichtet werden.

Erleben Sie ein Schreiadler-Jahr

Fotoausstellung zum Schreiadler

Im Dachgeschoss der Dorfkirche von Starkow in Mecklenburg-Vorpommern ist eine Ausstellung zu sehen, die wir im Rahmen unseres Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens gestaltet haben. Sie zeigt 29 faszinierende Fotos, die Sie durch ein Jahr im Leben eines Schreiadlers führen. Sie sind dabei, wenn der Vogel im April in sein Brutgebiet zurückkehrt, verfolgen die Aufzucht der Jungen und begleiten ihn auf seinem gefahrvollen Zug ins Winterquartier im südlichen Afrika. Besichtigen können Sie die Ausstellung nach Anmeldung beim Verein Backstein Geist und Garten e. V. in Starkow. Der Eintritt ist frei.

Anmeldung zur Besichtigung der Ausstellung:
Backstein Geist und Garten e. V.
Kirchsteig 9
18469 Starkow
Telefon: 038324 65692
E-Mail: bgg-starkow@gmx.de

Ansprechperson

Projektleiterin Schreiadler

Christiane Röttger

Christiane Röttger

Schreiadler

Miriam Zwinzscher

Miriam Zwinzscher

Schreiadler im Flug.

Projektwebsite

Schreiadler.org ist unsere Plattform für den Schreiadler mit Live-Web-Cam im Adlerhorst.

Zur Website
Schreiadler sitzend.

Spenden

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Foto: Michael Tetzlaff

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Mit dem Kauf von Flächen können Lebensräume für Wildtiere und -pflanzen dauerhaft gesichert werden.

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