Feldhase – Aktion Hasenhilfe

Der Feldhase ist nicht vom Aussterben bedroht. Doch wenn der anpassungsfähige Sprinter an Boden verliert, sind andere Arten bereits verschwunden.

Feldhase
Lange Löffel, flinke Pfoten, weiches Fell: Der Feldhase *(Lepus europaeus)* ist mit das bekannteste Wildtier in Deutschland. Er kommt bei uns flächendeckend in unterschiedlichen Dichten vor - zum Glück bevölkern noch immer mehrere Millionen Exemplare unser Land! Trotzdem gibt es in vielen einzelnen Regionen immer weniger Feldhasen. Forscher beunruhigt das. Sie wissen: Wenn schon für den anpassungsfähigen Feldhasen die Lebensbedingungen immer schlechter werden, sind manch andere Arten in der Agrarlandschaft längst ausgestorben!

Unsere Aktion Hasenhilfe

Im Jahr 2011 hat die Deutsche Wildtier Stiftung im Rahmen des Nationalen Naturerbes (NNE) Flächen aus dem Eigentum der Bundesrepublik Deutschland in der Gemarkung Schwichtenberg in Mecklenburg-Vorpommern übertragen bekommen

Wir schaffen Feldhasen-freundliches Grünland

Das Eigentum der Deutschen Wildtier Stiftung in der Gemarkung Schwichtenberg umfasst 443 Hektar, von denen rund 180 Hektar Wald sind. Die Feldhasen-freundlichen Maßnahmen konzentrieren sich vor allem auf ein circa 220 Hektar großes Offenland-Gebiet mit vielen Ackerflächen und Grünland. Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:

Kein Schleppen und Walzen von Grünland!

Feldhasen feiern bereits im Vorfrühling „Hasenhochzeit“, die ersten Jungen kommen spätestens im März auf die Welt. Ein Großteil der Junghasen überlebt aber noch nicht einmal die ersten Wochen! Sie werden Opfer landwirtschaftlicher Arbeiten: Bei der Bearbeitung von Grünland im Frühjahr werden die kleinen Feldhasen von den Maschinen oft einfach untergepflügt oder beim Walzen der Wiesen erdrückt. Im „Hasenland“ verzichtet die Deutsche Wildtier Stiftung darum auf das Walzen und das sogenannte Abschleppen des Grünlands.

Die erste Mahd findet erst im Juli statt!

In konventionellen Betrieben wird Grünland das erste Mal im Mai gemäht. Dies ist genau die Zeit, in der die meisten Junghasen den Maschinen zum Opfer fallen! In „Hasenland“ verzichtet die Deutsche Wildtier Stiftung auf eine frühe Mahd und mäht das Grünland erst ab dem 1. Juli. Denn dann sind die Junghasen flink genug – sie können vor den immer größer und schneller werdenden Maschinen rechtzeitig flüchten. Auch eine geringere Arbeitsbreite und -geschwindigkeit erhöht die Überlebensrate der jungen Feldhasen, weil ihnen mehr Zeit und Raum zur Flucht bleibt.

Wildtierfreundliche Bewirtschaftung lässt Hasen leben

In „Hasenland“ findet die Mahd auf jeder Fläche von innen nach außen statt. Das bedeutet: Statt immer weiter in die Mitte gedrängt und am Ende doch von den Mähmaschinen getötet zu werden, haben die Feldhasen die Chance zur Flucht nach außen und können sich auf Nachbarflächen und in Randstrukturen in Sicherheit bringen. Auch die Mähtermine sind bei uns weniger häufig: Konventionell bewirtschaftetes Grünland wird bis zu vier Mal im Jahr gemäht. Da in „Hasenland“ jährlich höchstens zwei Mähtermine stattfinden, erhöht sich die Zahl der Junghasen, die die Erntearbeiten überleben. Die Schnitthöhe der Mähmaschinen wird auf mindestens zwölf Zentimeter eingestellt. So können sich die kleinen Hasen bei Gefahr dicht an den Boden ducken – und überleben.

Keine Mahd in der Dunkelheit!

Feldhasen sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. In der Dunkelheit fühlen sie sich besonders sicher. Wird auch nachts die Ernte eingefahren, flüchten sie viel zu spät und werden dann Opfer der scharfen Erntemesser. Die Deutsche Wildtier Stiftung verzichtet darum auf die Mahd des Grünlands in der Nacht.

Verzicht auf chemische Düngung und Pflanzenschutzmittel!

Feldhasen sind Pflanzenfresser und Feinschmecker. Sie lieben Klatschmohn und Wildkräuter, Gräser und Knospen von Sträuchern und Bäumen! Das vielfältige Angebot an Wildkräutern auf Acker- und Grünland wurde früher auch die „Hasenapotheke“ genannt. Nur: Durch starke Düngung und Pflanzenschutz verschwinden immer mehr Kräuter und Gräser. Um den Feldhasen ein vielseitiges Nahrungsangebot zu bieten, verzichtet die Deutsche Wildtier Stiftung darum in „Hasenland“ vollständig auf chemische Dünger und Pflanzenschutzmittel.

Feldhasen-freundliche Gestaltung des Lebensraumes

In der ausgeräumten Landschaft finden Feldhasen nur noch selten geeignete Verstecke zur Ablage ihrer Jungen. Durch das Stehenlassen von Altgrasstreifen werden in „Hasenland“ die kleinen „Satzhasen“ besser vor Feinden geschützt und haben eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit.

Feldhasen-Monitoring in „Hasenland“

Mehrmals im Jahr wird die Anzahl der Feldhasen und anderer Arten in „Hasenland“ und auf den umliegenden Flächen in Schwichtenberg von den Mitarbeitern der Deutschen Wildtier Stiftung erfasst. „Hasenland“ wurde dadurch im Jahr 2014 zu einem offiziellen Zählgebiet des „Wildtier-Informationssystems der Länder Deutschlands (WILD)“. Die Zählungen zeigen eine durchschnittliche Dichte von 5 Feldhasen pro 100 Hektar. Das entspricht dem Durchschnitt der Feldhasendichte für das Nordostdeutsche Tiefland. Im Vergleich dazu: Im Nordwestdeutschen Tiefland beträgt die Feldhasendichte 20 Feldhasen pro 100 Hektar – also mehr als das Vierfache.

Verzicht auf Jagd

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat sich 2014 bei den Jägern erfolgreich dafür eingesetzt, dass in „Hasenland“ künftig keine Feldhasen mehr erlegt werden. Gleichzeitig soll die Jagd auf Feinde wie beispielsweise Füchse verstärkt werden.

Energiegewinnung aus Wildpflanzen hilft auch dem Feldhasen

Der Feldhase ist ein Tier der offenen Landschaft. Durch die Mehrjährigkeit der Wildpflanzen findet der Feldhase über das ganze Jahr Deckung und Nahrung, durch die später angesetzte Mahd gibt es weniger Mähverluste bei Jungtieren.

Ansprechperson

Leiter Natur- und Artenschutz

Dr. Andreas Kinser

Dr. Andreas Kinser

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Steckbrief Feldhase

Der Feldhase (Lepus europaeus) ist ein Meister der Tarnung mit einem ausgezeichneten Gehör. Mit seiner ausgefeilten Fluchttechnik holt ihn so schnell keiner ein.

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Grünland

Als Grünland werden vom Menschen geprägte bzw. landwirtschaftlich genutzte Flächen bezeichnet, auf denen Gräser und krautige Pflanzen als Dauerkultur wachsen.

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