Luchs – Rückkehr in den Pfälzerwald
Ein Projekt zur Wiederansiedlung
Bereits früh kamen die ersten Jungen zur Welt – inzwischen sogar auf französischer Seite des Biosphärenreservates Pfälzerwald-Nordvogesen.
Die wichtigste Voraussetzung für einen dauerhaften Erfolg des Luchsprojektes ist die Akzeptanz der Menschen vor Ort für die Rückkehr dieses faszinierenden Raubtieres. So sind die Sorgen von Schafhaltern, die um ihre Tiere fürchten, genauso ernst zu nehmen, wie die der Jäger, die Angst um ihr Wild haben. Auch Wanderer und Spaziergänger, die Luchsangriffe fürchten, müssen aufgeklärt werden. Um Vorurteile abzubauen, wurde in dem EU-LIFE-Projekt von vornherein ein projektbegleitendes Gremium – das deutsch-französische „Luchsparlament“ – eingerichtet. Parallel dazu wurde mit Luchsfesten, Ausstellungen und Exkursionen umfassend über die faszinierenden Pinselohren informiert.
Auswilderung der Pinselohren
Im Luchsprojekt Pfälzerwald wurden 20 Luchse umgesiedelt, die aus der freien Wildbahn stammen. Die Tiere wurden in der Slowakei und in der Schweiz eingefangen, wo die Populationen stabil sind. Zum Teil handelte es sich auch um Luchse, die als Waisen aufgefunden und möglichst fernab menschlicher Kontakte aufgezogen wurden. Vor ihrer Freilassung wurden sie während einer Quarantänezeit hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes, ihres Infektionsstatus und ihrer Genetik untersucht, um ihre Eignung für die Neugründung einer Population festzustellen. Alle Luchse wurden zudem mit Transpondern individuell markiert und mit GPS-Sendern ausgestattet, um ihre Wanderbewegungen im neuen Lebensraum zu erfassen. Diese Sender verfügen über Sollbruchstellen, sodass sie nach Ende der Batterielaufzeit von allein abfallen. Die GPS-Lokalisationen belegten regelmäßig eindrucksvoll, wie sich die Neuankömmlinge im Pfälzerwald räumlich organisieren. Inzwischen nutzen die Luchse und ihr Nachwuchs große Teile des Biosphärenreservates sowie angrenzende Gebiete.
Patenluchse der Deutschen Wildtier Stiftung
Zum Auftakt des Projekts wurden im Pfälzerwald am 30. Juli 2016 drei Luchse aus der Slowakei, darunter auch Luna, der Patenluchs der Deutschen Wildtier Stiftung, in die Freiheit entlassen. Vorsichtig öffneten die Biologen die Transportboxen der scheuen Raubkatzen. Die Tiere zögerten einige Sekunden, verschwanden dann aber neugierig im Dickicht des Waldes.
Lunas Spur verlor sich leider bereits im darauffolgenden Herbst aufgrund eines defekten Senderhalsbandes. Sie scheint sich aber weiterhin im Pfälzerwald wohlzufühlen, denn sie wurde wieder gesichtet. Mitte März 2018 wurde sie von Juri, einem jungen Luchsmännchen aus der Schweiz als neuer Patenluchs der Deutschen Wildtier Stiftung, vertreten. Leider ging der Kontakt zum Senderhalsband von Juri, der zuvor große Teile im Süden des Pfälzerwaldes erkundet hat, ebenfalls nach wenigen Monaten verloren. Im Februar 2020 wurde er tot aufgefunden. Eine Entzündung hatte zum Tod des Luchsmännchens geführt. Mehr über Juris Schicksal können Sie hier lesen.
Die Luchsauswilderung im Video
Monitoring
Das Projekt im Pfälzerwald soll helfen, Luchse in Mitteleuropa wieder heimisch zu machen. Ein begleitendes Monitoring zeigt auf, wie die Wiederansiedlung eines einst ausgerotteten Beutegreifers an der Spitze der Nahrungskette gelingt. Hierbei werden die GPS-Daten der Sender, also die Bewegungsmuster der umgesiedelten Tiere, die Bilder privater oder systematisch aufgestellter Fotofallen und sämtliche Beobachtungen berücksichtigt. Die Dokumentation und Analyse tot aufgefundener Luchse hilft, Gefährdungen für die empfindliche Gründerpopulation möglichst früh zu erkennen. Durch dieses Wissen kann zukünftig noch erfolgreicher an der Wiederansiedlung von Luchsen in Deutschland und Europa gearbeitet werden. Aufgrund geringer Reproduktionsraten und der eher verhaltenen Wanderstrecken weiblicher Luchse ist die Tierart auf weitere Gründerpopulationen angewiesen.