Reh – Stoppt den Mähtod
Einsatz für die Rehkitzrettung
Gemeinsam gegen den Mähtod
Die Brut-, Setz- und Aufzuchtszeit von Rehkitzen, Junghasen und gefährdeten Wiesenbrütern fällt genau mit der Zeit des ersten Grünlandschnitts ab Anfang Mai zusammen. Konflikte sind vorprogrammiert. Gegen Großflächenmähwerke mit Geschwindigkeiten bis zu 15 Stundenkilometern und Arbeitsbreiten bis zu elf Metern haben Wildtiere keine Chance. Die über Jahrtausende bewährten Überlebensstrategien der Wildtiere – das bewegungslose Ausharren der brütenden Rebhenne oder das regungslose Verharren von Rehkitz und Feldhase als Schutz gegen Fressfeinde – wirken sich bei der Mahd verheerend aus.
Beim Schutz von Jungwild und Bodenbrütern ist die Zusammenarbeit von Landwirten, Jägern und weiteren Helfern von großer Bedeutung. Bereits einen Tag vor der Mahd sollten unbedingt Vergrämungsmethoden wie das Aufhängen von Plastiktüten eingesetzt werden. Um ganz sicher zu gehen, dass sich kein Jungwild zur Zeit des Mähens in der Wiese befindet, können die Flächen mit einem ausgebildeten Vorstehhund abgesucht werden. Besonders effektiv ist das Überfliegen der Fläche mit einem Multikopter (Drohne) und einer Wärmebildkamera: Anhand der Drohnen-Aufnahmen können Helfer die gefährdeten Tiere schnell auffinden.
Wir haben in Zusammenarbeit mit der Deutschen Wildtierrettung e.V. einen Praxisratgeber zum Schutz von Jungwild und Wiesenvögeln veröffentlicht. Weitere Informationen und einen Bestelllink zu dem Ratgeber finden Sie weiter unten auf dieser Seite.
Neuigkeiten zum Thema stoppt den Mähtod
Rehkitzretter finden
Mittlerweile haben sich zahlreiche Gruppen und Vereine gegründet, die in Zusammenarbeit mit den Jagdpächtern vor Ort alljährlich Landwirten bei der Rehkitzsuche helfen. Die Grünlandbewirtschafter stehen daher nicht alleine vor der Aufgabe, sondern können sich über Jäger und (größtenteils ehrenamtliche) Helfer Unterstützung holen. Ein guter Draht zwischen Landwirten, Jägern und Helfern ist der Schlüssel zum Erfolg, um den Mähtod zu stoppen. Für die Wildtiere ist es überlebenswichtig, dass der Bewirtschafter den Termin der Mahd so früh wie irgend möglich bekannt gibt.
Suchen Sie als Landwirt Helfer bei der Rehkitzrettung auf Ihren Flächen? Oder sind Sie als Rehkitzretter-Team unterwegs? Dann tragen Sie sich doch auf der Karte der Deutschen Wildtierrettung ein!
EIN RATGEBER ZUM SCHUTZ VON JUNGWILD UND WIESENVÖGELN
WILDTIERSCHUTZ BEI DER MAHD
Der Ratgeber Wildtierschutz bei der Mahd soll Landwirten, Jägern und anderen Naturschützern eine Hilfe sein, um die Mahdverluste bei Wildtieren zu reduzieren. Das Bewusstsein für das Thema soll gestärkt und die Diskussion darum im ländlichen Raum angeregt werden, dass sich der Konflikt zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und Wildtierschutz durch die rasante Effizienzsteigerung der Mahdtechnik und den zunehmenden Anbau von Energiepflanzen wie z. B. Grünroggen weiter verschärfen wird. Den Praxisratgeber Wildtierschutz bei der Mahd können Sie bestellen oder als PDF herunterladen.
Praxisratgeber Mähtod bestellenPraxisratgeber Mähtod - PDF
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PDF-Datei: Wildtierschutz bei der Mahd
Maßnahmen zur Verhinderung des Mähtods unmittelbar vor der Mahd
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VERGRÄMUNG
Bereits einen Tag vor der Mahd beginnen Maßnahmen, die Muttertiere mit ihren Jungen dazu bewegen sollen, die zu mähende Wiese zu verlassen. In der Praxis hat sich die Vergrämungsmethode bei Rehen bewährt. Untersuchungen aus Schweden haben gezeigt, dass der Verlust an Rehkitzen durch das Aufstellen von optischen Wildscheuchen wie z. B. Plastiktüten, Luftballons oder kleinen Windrädern deutlich reduziert werden kann (JARNEMO 2002). Ebenso bieten sich Blinkleuchten oder an Pfählen befestigtes Absperrband an. Noch wirksamer wird der Einsatz von optischen Elementen, wenn daneben auch akustische Signale eingesetzt werden. Eine Kombination aus Piepton und Blinklicht wird jede Ricke und damit auch ihr Kitz für ein paar Tage von der zu mähenden Fläche fernhalten. Selbst der menschliche Geruch, der beim Aufstellen von Wildscheuchen in der Wiese verteilt wird, hilft, um manche Wildtiere für einige Zeit zu vergrämen. Damit bei den Wildtieren kein Gewöhnungseffekt entsteht, sollten Wildscheuchen erst einen Tag vor der Mahd in Abständen von ca. 25 Metern in die zu mähende Wiese gestellt werden. Auch das Anmähen einer kleinen Fläche wenige Stunden vor der Mahd führt zu Beunruhigung der (Mutter-)Tiere, die daraufhin mit ihren Jungtieren flüchten.
Mit einfachen Mitteln, geringen Kosten und wenig Arbeitsaufwand können Rehkitze und teilweise Feldhasen so vor dem Mähtod gerettet werden.
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ABSUCHEN MIT HUNDEN
Wenn der Wiesenschnitt sehr kurzfristig erfolgen muss und keine Zeit für den Einsatz von Vergrämungsmethoden bestand, können die zu mähenden Wiesen auch aktiv nach Rehkitzen, jungen Feldhasen und Vogelnestern abgesucht werden. Hierbei spielen die örtlichen Jäger mit ihren Hunden eine wichtige Rolle. Erfahrene und gut ausgebildete Vorstehhunde, die entweder an der langen Feldleine geführt werden oder frei suchen, können manches Rehkitz und sogar Junghasen finden. Die gefundenen Jungtiere werden dann in einem benachbarten Feld oder einer Hecke abgelegt, die Muttertiere finden sie dort sicher wieder.
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SUCHE MIT MULTIKOPTERN
Mithilfe von Multikoptern (Drohnen) und einer daran montierten Wärmebildkamera lassen sich Rehkitze mittlerweile sehr effektiv retten. Die zu mähenden Flächen werden dafür im Rahmen einer zuvor festgelegten Mission per Autopilot systematisch abgesucht. Wärmequellen, vor allem von Rehkitzen, werden auf einem Monitor angezeigt. Anschließend wird ein Helfer entweder sofort bis zur Fundstelle gelotst oder die Wärmequelle wird zunächst auf der digitalen Karte markiert und anschließend aufgesucht. Wenn die Suche bei warmem, sonnigem Wetter stattfindet, werden recht häufig z. B. Maulwurfshügel oder Kahlstellen fälschlicherweise für Jungwild gehalten. Um beste Suchergebnisse zu erzielen, sollte die Suche mit Drohne und Wärmebildkamera daher am besten frühmorgens am Tag der Wiesenmahd durchgeführt werden.
Für die Rehkitz-Rettung mit Multikoptern ist Erfahrung im Umgang mit den entsprechenden Fluggeräten und ein Kenntnisnachweis für Drohnen mit einem Gewicht von über zwei Kilogramm nötig. Flächen in der Nähe von Bundesstraßen oder Autobahnen und in Naturschutzgebieten dürfen nicht oder nur mit Sondergenehmigungen abgesucht werden.
Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. liegt mit Dr. Martin Israel die wissenschaftliche Kompetenz bei der Entwicklung von „Fliegenden Wildrettern“. Der Bundesverband Copterpiloten bietet ein Austauschforum rund um Einsatz von Multikoptern und vermittelt die nötigen Schulungen, -
SUCHE MIT TRAGBAREN INFRAROT-WILDRETTERN
Ein tragbarer Wildretter ist eine knapp sechs Meter lange, ausziehbare Teleskopstange, an der mehrere Infrarot-Sensoren befestigt sind. Das 5 kg schwere Gerät wird in Bauch- bis Brusthöhe an einem Tragegurt befestigt durch die Wiese getragen und die Sensoren lösen einen Alarm aus, sobald eine Wärmequelle erkannt wurde. Bei Sonnenschein können allerdings häufig Fehlalarme ausgelöst werden, deshalb sollte man morgens möglichst noch vor Sonnenaufgang die betroffenen Wiesen durchsuchen. Der tragbare Infrarot-Wildretter wird vor allem auf kleinen, waldrandnahen Flächen eingesetzt. In Österreich wird er mit Fundquoten von über 90 % erfolgreich verwendet.
Maßnahmen zur Verhinderung des Mähtods während der Mahd
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WAHL DES SCHNITTZEITPUNKTS IM TAGESVERLAUF
Bei artenreichen Wiesen mit vielen blühenden Pflanzenarten ist die Tageszeit der Mahd von entscheidender Bedeutung für den Schutz von Wildtieren. Um blütenbesuchende Insekten zu schonen, sollte möglichst bei bedecktem Himmel und kühler Witterung beziehungsweise in den frühen Morgen oder Abendstunden gemäht werden, da ihre Aktivität mit steigender Lufttemperatur zunimmt.
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MAHDRICHTUNG & STAFFELMAHD
Wird eine Wiese wie üblich vom Rand her in das Innere gemäht, haben viele Wildtiere keine Chance zur Flucht. Sie werden von außen nach innen getrieben und ihr Rückzugsraum wird immer kleiner, bis er zum Schluss ganz verschwindet. Eine einfache Änderung der Mähweise hilft, Wildtierverluste zu vermeiden: Werden die Flächen von innen nach außen gemäht, können sich aufgescheuchte Wildtiere in Nachbarflächen und Randstrukturen in Sicherheit bringen. In Nordrhein-Westfalen ist es mittlerweile bei der Mahd auf Grünlandflächen ab einem Hektar sogar verboten, von außen nach innen zu mähen.
Bei besonders großen Parzellen ist eine Mosaik- oder Staffelmahd mit einem zeitlichen Abstand von möglichst zwei bis drei Wochen sinnvoll. Durch den Wechsel aus gemähten und ungemähten Flächen bleibt für die Wildtiere immer ein Rückzugsraum erhalten, den sie bis zum Wiederaufwuchs der gemähten Bereiche als Versteck nutzen können. -
MÄHTECHNIK & SCHNITTHÖHE
Das Ausmaß der Wildtierverluste bei der Mahd hängt auch von der Mähtechnik ab. Bei Rotationsmähwerken wie Kreisel- oder Scheibenmähwerk sind infolge der hohen Geschwindigkeit und Sogwirkung etwa doppelt so viele Tiere betroffen wie bei Balkenmähern, die das Gras mit scharfen Klingen abschneiden. Wenn die Rotationsmähwerke mit einem Aufbereiter kombiniert sind, die das Mähgut knicken, um den anschließenden Trocknungsprozess zu beschleunigen, erhöhen sich die Wildtierverluste auf bis zu 70 %. Für den Natur- und Tierschutz werden daher moderne Doppelmessermähwerke empfohlen, die heute relativ hohe Flächenleistungen erreichen. Zudem sollte auf einen Aufbereiter verzichtet werden. Neben der Wahl einer wildtierschonenden Mähtechnik kommt auch der Schnitthöhe eine wichtige Bedeutung zu. Vor allem bodennah lebende Insekten, Kleinsäuger und Amphibien profitieren von einem hohen Schnitt. Empfohlen wird eine Schnitthöhe von 10 bis 15 Zentimetern.
Prinzipielle Maßnahme: Später erster Mahdtermin
Die erfolgversprechendste Maßnahme zur Vermeidung des Mähtods von Wildtieren ist eine möglichst späte erste Mahd. Ein erster Schnitt ab dem 15. Juni oder besser ab dem 1. Juli gewährleistet am ehesten das Überleben von Rehkitzen, Bodenbrütern, und Junghasen. Allerdings ist die Futterqualität bei einem späteren Mahdtermin deutlich schlechter als bei einem frühen ersten Schnitt. Um Ertragseinbußen bei einer wildtierschonenden Mahd auszugleichen, wurden im Rahmen der Agrarpolitik der Europäischen Union Agrarumweltmaßnahmen eingeführt. Mit diesem Instrument können Landwirte in verschiedenen Bundesländern honoriert werden, wenn sie den ersten Schnitt später im Jahr durchführen und das Grünland nicht so oft mähen. Jedoch besteht noch weiterer Handlungsbedarf und die Maßnahmen müssen optimiert werden, unsere Forderungen finden Sie hier.
Rechtliche Folgen des Mähtods
Das Tierschutzgesetz war in den vergangenen Jahren immer wieder Rechtsgrundlage für Urteile gegen Landwirte, die bei der Grünlandmahd Rehkitze getötet hatten. Denn wer die Tötung oder die Verletzung von Wildtieren durch die Grünlandmahd für möglich hält, aber keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergreift, nimmt den Mähtod billigend in Kauf und macht sich damit strafbar. Darüber hinaus hat der Jagdpächter im Fall einer Tötung gegen den Landwirt einen Schadensersatzanspruch aus der Verletzung seines Jagdausübungsrechtes.
Wirtschaftliche Folgen des Mähtods
Neben ethischen und juristischen Gründen haben Landwirte aber auch ein wirtschaftliches Interesse an der Vermeidung des Mähtods. Denn von Tierkadavern, die in Futtersilage gelangen, geht ein hohes Gefahrenpotenzial für die Vergiftung von Rindern aus. Der sogenannte Botulismus wird durch die Aufnahme von Toxinen hervorgerufen, die das Bakterium Clostridium botulinum produziert. In eiweißreichem organischem Material, das unter Sauerstoffausschluss verwest (z. B. Kadaverin Grassilage, kann der Erreger seine Giftstoffe bilden, die zu den stärksten überhaupt in der Natur gehören. Typische Symptome von Botulismus sind am Kopf beginnende Lähmungen sowie starker Speichelfluss. In der Regel verenden Rinder innerhalb weniger Tage.