Alpenmurmeltier

Baumeister der Berge

Alpenmurmeltier (Marmota marmota), Portrait, Nationalpark Hohe Tauern Österreich

Bestand in Deutschland:

Keine Angabe möglich

Bestandstrend:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.

Einleitung

Das Alpenmurmeltier (Marmota marmota) ist oft besser zu hören als zu sehen: Die Tiere verständigen sich untereinander durch schrille Rufe, die an Pfiffe erinnern. So warnen sie sich vor Gefahren. Alpenmurmeltiere leben oberhalb der Baumgrenze. Dort legen sie weitverzweigte unterirdische Baue mit mehreren Kammern an, in denen sie schlafen, ihren Nachwuchs aufziehen und sich vor Feinden verstecken. Bekannt ist das Alpenmurmeltier für seinen langen Winterschlaf von sechs bis sieben Monaten.

Fakten

Wissenschaftlicher Name

Marmota marmota

Alpenmurmeltier: Alter

bis zu 12 Jahre

Alpenmurmeltier: Gewicht

Männchen mind. 3 kg, Weibchen mind. 2,75 kg im Frühjahr nach dem Winterschlaf (Gewicht variiert im Jahresverlauf)

Warnruf

© Tierlaut: www.schweisshundeführer.ch/medien/sounds/

Alpenmurmeltier

Großer Nager

Das Alpenmurmeltier ist nach dem Biber das zweitgrößte Nagetier in Deutschland. In Europa belegt es – hinter Biber und Stachelschwein – Platz drei.

Nahrung

  • Gräser und Kräuter

  • Triebe, Knospen und Blätter

Feinde

Steinadler Fuchs Baummarder Kolkrabe (bei Jungtieren)

Größe

AlpenmurmeltierMerkmale

Alpenmurmeltiere sind körperlich ideal an ihren rauen Lebensraum und ihre Lebensweise angepasst – zum Beispiel durch ihr dichtes, warmes Fell. Ihr äußeres Erscheinungsbild verrät, dass sie eifrige Gräber sind: Ihr Körper ist gedrungen und vor allem im Schulterbereich sehr muskulös und kräftig. Mit vier Zehen an den Vorderfüßen und fünf an den Hinterfüßen sind die Pfoten perfekt zum Graben geeignet. Alpenmurmeltiere haben kleine, behaarte Ohren und einen relativ kurzen Schwanz, der bei jüngeren Tieren besonders buschig ist. Sie sind flink und wendig und können blitzschnell in ihren Bauen verschwinden.

AlpenmurmeltierVon flauschig bis struppig

Alpenmurmeltiere haben ein dichtes Fell mit kräftigem Deckhaar über einer Unterwolle aus kürzeren, gewellten Haaren. Das Fell wird einmal im Jahr gewechselt, meist im Juni. Das Säuglingsfell, das Jungtiere bis zum August tragen, ist flauschig und deutlich dunkler als das der älteren Tiere. Mit zunehmendem Alter wird das Fell struppiger, und ältere Alpenmurmeltiere haben nach dem Winterschlaf oft kahle Stellen an Schwanz oder Rücken. Die Fellfarbe variiert je nach Region und reicht von schiefergrau bis hellbraun oder rötlich. Die Schwanzspitze ist immer dunkel.

AlpenmurmeltierJederzeit alarmbereit

Dringt ein Feind ins Revier der Alpenmurmeltiere ein, weiß schnell die ganze Gruppe Bescheid, denn die Bergbewohner verfügen über ein beeindruckendes Warnsystem. Die äußerst wachsamen Tiere alarmieren sich gegenseitig mit gellenden Rufen, die wie Pfiffe klingen. Dabei gibt es zwei Arten von Warnrufen: Eine Serie kurz hintereinander ausgestoßener Laute mit rasch abfallender Tonhöhe zeigt weniger bedrohliche Situationen an. Ein einzelner, lang gezogener Ruf mit langsam abfallender Tonhöhe signalisiert höchste Gefahr. Wie hoch das rufende Murmeltier die Bedrohung einschätzt, hängt davon ab, wie nah der Feind ist.

AlpenmurmeltierLebensweise

Alpenmurmeltiere sind hochsoziale Wildtiere und leben in Gruppen. Kern einer Gruppe ist ein erwachsenes Paar, das allein oder zusammen mit seinen Nachkommen verschiedener Jahrgänge ein festes Territorium besetzt. Wenn die Jungtiere geschlechtsreif sind, bleiben sie noch mindestens zwei Winter bei ihrer Familie. So entsteht häufig eine große Familiengruppe von bis zu 20 Individuen.

Lebensraum

Alpenmurmeltier am Eingang zum Bau

Alpiner Tiefbauprofi

Alpenmurmeltiere gehören zu den Erdhörnchen. Sie verbringen den größten Teil ihres Lebens unter der Erde in selbst gegrabenen Bauen. Damit sich ein Gebiet als Lebensraum für Murmeltiere eignet und sie ihre Baue anlegen können, müssen die Böden leicht und tief zu durchgraben sein. Hangschutt oder Gletschergeröll sind ideal, da hier große Steine die Baue stabilisieren. Es gibt drei verschiedene Typen von Murmeltierbauen: kurze Fluchtröhren mit ein bis zwei Zugängen, Sommerbaue mit Nestkammern in einer Tiefe von einem bis anderthalb Metern sowie Winterbaue, in denen die Hauptnestkammer in bis zu sieben Metern Tiefe liegt.

Überwinterung

Murmeltier (Marmota marmota), mit Gras im Maul, beim Sammeln von Gras als Nistmaterial

Typischer Winterschläfer

Das Hochgebirge können Alpenmurmeltiere nur besiedeln, weil sie in der Lage sind, Winterschlaf zu halten. Der dauert meist von Oktober bis April. Vorher verstopfen die Murmeltiere alle Zugänge zum Winterbau von innen mit sogenannten Zapfen aus Erde, Steinen, Nistmaterial und Kot. Dadurch schützen sie sich vor Feinden wie Füchsen und Mardern. Sie rollen sich ein und verbringen den langen Winter eng aneinander geschmiegt in der Familiengruppe. Während des Winterschlafs reduzieren Alpenmurmeltiere ihre Körpertemperatur auf bis zu 2,6 Grad Celsius und ihren Herzschlag auf drei bis vier Schläge pro Minute.

Fortpflanzung

Alpenmurmeltier mit Jungtier

Nur eine Mutter pro Gruppe

Mit zwei Jahren werden Alpenmurmeltiere geschlechtsreif. Paarungszeit ist nach dem Winterschlaf, sie dauert in der Regel etwa zwei Wochen. Nur das dominante Paar einer Familiengruppe bekommt Nachwuchs, das Weibchen kann sich auch mit Männchen außerhalb seiner Gruppe paaren. Nach 33 bis 34 Tagen Tragzeit werden meist drei bis vier Junge nackt und blind geboren. Sie wiegen bei der Geburt etwa 30 Gramm. Rund sechs Wochen später verlassen sie zum ersten Mal den Wurfbau. In den Tagen danach werden sie gelegentlich noch gesäugt, ernähren sich aber in erster Linie von Pflanzen.

AlpenmurmeltierBedrohungen

Die Lebensbedingungen des Alpenmurmeltiers verschlechtern sich, denn die Folgen des Klimawandels sind im Alpenraum besonders stark zu spüren: Die Durchschnittstemperaturen steigen hier fast doppelt so schnell wie in der übrigen nördlichen Hemisphäre. Wie andere an Kälte angepasste Tierarten müssen sich Alpenmurmeltiere besser vor Überhitzung schützen. Sie suchen zunehmend Zuflucht unter der Erde oder weichen in höhere Regionen aus.

Gefahr durch geringe genetische Vielfalt

Klimawandel

Die Flucht vor den Folgen des Klimawandels in höhere Bergregionen stellt das Alpenmurmeltier vor neue Herausforderungen: Der Raum zum Leben wird immer kleiner und ist durch Gipfel begrenzt, geeignete Böden zum Graben der Winterbaue sind schwieriger zu finden. Forscher haben festgestellt, dass sich Alpenmurmeltiere immer schlechter an Umweltveränderungen anpassen können, da ihre genetische Vielfalt außergewöhnlich gering ist – geringer als bei allen anderen wildlebenden Säugetieren. Dadurch sind die Tiere auch anfälliger für Krankheiten. Zwar gilt die Art bislang nicht als gefährdet. Doch durch die genetische Verarmung erhöht sich das Aussterberisiko – besonders, wenn der Lebensraum immer stärker durch den Klimawandel beeinträchtigt wird.

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AlpenmurmeltierWas wir tun

Die Deutsche Wildtier Stiftung begeistert Menschen für das Alpenmurmeltier, gibt dem pfiffigen Bergbewohner eine Stimme und macht auf seine Bedrohungen – unter anderem durch den Menschen und den Klimawandel – aufmerksam. Von unseren Schutzmaßnahmen für ein anderes Wildtier der Alpen, die Gämse, profitiert auch das Alpenmurmeltier.

Artenschutz und Naturtourismus im Einklang

Lebensraum schützen

Alpenbewohner wie Murmeltier und Gämse müssen ihre Heimat zunehmend mit Wanderern und Wintersportlern teilen. Durch menschliche Infrastruktur wird der Lebensraum der Tiere in den alpinen Hochlagen immer kleiner. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher seit Jahren, nach dem Vorbild der europäischen Nachbarländer Wildschongebiete in Deutschland auszuweisen, in denen neben der Jagd auch Tourismus und Wintersport begrenzt werden.

Wildtierarten der Alpen besser verstehen

Aus der Forschung zum Vorkommen anderer Wildtierarten in den Alpen können wir Rückschlüsse auf den Lebensraum des Alpenmurmeltiers ziehen. In unserem Projekt „Gämse – der Konflikt in Bayern“ untersuchen wir Lebensraumkonflikte zwischen Gämse und Mensch. Die Biologin Dr. habil. Stéphanie Schai-Braun hat eine Studie über die „Konkurrenzsituation zwischen Alpenschneehasen, Feldhasen und deren Hybriden bei globaler Erwärmung“ verfasst. Mit der Verleihung des Forschungspreises der Deutschen Wildtier Stiftung 2023 haben wir ihre Arbeit unterstützt.

Gämsen auf einer Felskuppe

Gämse – der Konflikt in Bayern

Bei uns in Deutschland finden Gämsen vor allem in Bayern einen geeigneten Lebensraum: felsige Regionen für den Sommer und Wälder für den Winter. Doch sie werden im südlichsten Bundesland gerade in öffentlichen Wäldern sehr intensiv gejagt.

Zum Projekt
Forschungspreis

Forschungspreis 2023

Wir vergeben alle zwei Jahre ein mit 50.000 Euro dotiertes Stipendium für die Forschung an heimischen Wildtieren. 2023 erhielt Dr. habil. Stéphanie Schai-Braun den Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung für ihre Studie über den Alpenschneehasen.

Zum Projekt

AlpenmurmeltierHelfen

Bitte unterstützen Sie uns dabei, alpine Lebensräume für Wildtiere wie Alpenmurmeltier, Alpenschneehase oder Gämse zu bewahren!

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Lebensräume für alpine Spezialisten bewahren. Helfen Sie uns dabei!

Die Landschaft der Alpen ist so faszinierend wie spektakulär, aber auch unwirtlich. Die Tierarten, die hier leben, haben sich daran angepasst und kommen mit Wind, Kälte, Schnee und kargen Böden gut zurecht. Doch auch für diese Spezialisten wird es zunehmend schwierig. Denn die Lebensbedingungen im Gebirge ändern sich – schneller, als die Wildtiere sich darauf einstellen können.

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