Austernfischer
Der kleine Halligstorch
Bestand in Deutschland:
Bestandstrend:
Zunahme
Die Bestände nehmen zu.
Stabil
Die Bestände sind stabil.
Abnahme
Die Bestände nehmen ab.
Unbekannt
Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.
Helfen:
Einleitung
Der Name des Austernfischers (Haematopus ostralegus) ist irreführend. Er fischt nicht nach Austern, sondern stochert bevorzugt im Boden nach anderen Muscheln, Würmern und Krebsen. In Deutschland brütet er an den Küsten, auf den Inseln und im Binnenland entlang von Flüssen. Vereinzelt trifft man ihn auch in urbanen Bereichen auf begrünten Flachdächern an. Auffällig sind sein schwarz-weißes Gefieder, der rote Schnabel und sein markanter, scharfer Ruf.
Fakten
Wissenschaftlicher Name
Haematopus ostralegus
Austernfischer: Alter
bis zu 44 Jahre
Austernfischer: Gewicht
420 bis 720 g, durchschnittlich 500 g
Nahrung
-
Insekten
-
Wirbellose (Muscheln, Krebse und Würmer)
-
Fische
-
Vogeleier
-
Schalentiere
Feinde
Größe
AusternfischerMerkmale
Der schwarz-weiß gefärbte Austernfischer mit dem roten Schnabel und den roten Beinen ist unter den Watvögeln unverwechselbar. Während der sogenannten Trillerbalz macht er auch durch seinen typischen Ruf auf sich aufmerksam. Austernfischer können über 40 Jahre alt werden. Der älteste gefundene Vogel mit Ring war 44 Jahre alt.
AusternfischerUnverwechselbares Federkleid
Vom Kopf über den Hals bis zu Vorderrücken und -brust ist der Austernfischer schwarz gefärbt. Auch die Schwanzspitzen sind schwarz. Im Kopf- und Halsbereich haben die Federn einen grünlichen Metallglanz. Von der Brust an sind die Unterseite und der Hinterrücken weiß gefärbt. Im Flug sind die breiten weißen Flügelbinden deutlich zu erkennen. Der lange Schnabel und die Beine sind ebenso wie die Augen rot. Die Männchen haben eine etwas kräftigere und stärker rötliche Schnabelbasis. Im Schlichtkleid hat der Austernfischer einen weißen, nicht geschlossenen Halsring, Schnabel und Beine sind weniger intensiv gefärbt. Das Jugendkleid unterscheidet sich kaum vom Prachtkleid der erwachsenen Vögel. Es ist lediglich auf der Oberseite schwarzbraun, der Schnabel hat eine dunkle Spitze und die Beine sind grau. Die Küken sehen im Vergleich zu den Altvögeln unauffälliger aus. Im Daunenkleid sind sie an Kopf und Oberseite sandgrau mit schwarzbraunen, unterbrochenen Streifen, ihre Unterseite ist weiß. Schnabel und Beine sind noch braungrau.
AusternfischerMarkanter Ruf
Haben Austernfischer ein Revier für sich erobert, verteidigen sie es genauso wie ihren Brutplatz ein Leben lang. Bis es soweit ist, können aber mehrere Jahre vergehen. Manche Vögel warten mehr als zehn Jahre in Junggesellentrupps ab und kämpfen erst dann unter Einsatz ihres Lebens um einen der beliebten Brutplätze am Wasser. So ist im Frühjahr viel los in den Brutgebieten der Austernfischer: Bei der Trillerbalz geben sie als Paar oder in der Gruppe mit vorgestrecktem Hals, nach unten gesenktem Kopf und offenem Schnabel einen lauten, ansteigenden Ruf von sich, der mit einem Triller endet. Auffällig und laut wie in der Brut- und Balzzeit sind sie aber nicht immer: Im Winter halten sie den Schnabel.
AusternfischerLebensweise
Austernfischer sind typische Küstenvögel, die bevorzugt in Gewässernähe brüten. Es kommt aber auch vor, dass sie sich im küstennahen Binnenland auf Flachdächern mit Kies oder Dachbegrünung niederlassen. Sie sind anpassungsfähig und ernähren sich dort von Insekten und anderen Wirbellosen. An der Küste sind sie bei der Nahrungssuche nach Muschelbänken abhängig von den Gezeiten und somit tag- und nachtaktiv. Im Winter ist das deutsche Wattenmeer ein bedeutender Lebensraum für den Watvogel. Dann sind bis zu 500.000 Tiere zu Gast an der Küste.
Die Gemeinschaft zählt
Die Gemeinschaft zählt
Austernfischer gelten als besonders sozial und sind oft in größeren Schwärmen unterwegs. Paare, die nicht brüten, schauen sich nur wenige Wochen nach potenziellen Territorien um und schließen sich schnell wieder Gruppen an. Mit Beginn der Balz und dem Nestbau trennen sich die Brutvögel vom Schwarm. Sie kommen aber ab und an zurück – vor allem der Partner, der gerade nicht mit der Brut beschäftigt ist. Dann gesellen sie sich zu den Nichtbrütern und suchen die Gemeinschaftssammelplätze auf. Austernfischer bleiben nur so lange im Familienverband, bis die Jungvögel flügge sind. Verlieren sie ihr Gelege oder ihre Küken, schließen sie sich schnell wieder den Nichtbrütern an.
Ein Leben lang treu
Ein Leben lang treu
Erst ab dem vierten Lebensjahr brüten Austernfischer. Hat sich ein Paar gefunden, bleibt es ein Leben lang zusammen. Typische Neststandorte an den Küsten sind erhöhte Sandstrände, flache Dünen und Grünland mit niedriger Vegetation, im Binnenland auch Äcker, Wiesen und Weiden. Meist gibt es eine Jahresbrut zwischen Mai und Juli. In eine Nestmulde legt das Weibchen bis zu vier ovale Eier, die eine hellbraune Färbung mit dunklen Sprenkeln haben. Das Männchen beteiligt sich ebenso an der Brut wie das Weibchen. Nach 26 Tagen schlüpfen die Küken, und sobald das Gefieder trocken ist, verlassen sie zusammen mit den Eltern das Nest. Sechs Wochen lang werden sie von den Eltern mit Nahrung versorgt. Meist wird nur ein Küken flügge, seltener zwei bis drei. Denn dem Austernfischer-Nachwuchs drohen viele Gefahren, wie Angriffe von Großmöwen oder Raubsäugern, schlechte Wetterverhältnisse oder Nahrungsmangel.
Kein Austernfischer
Kein Austernfischer
Anders als sein Name vermuten lässt, fischt der Watvogel nicht nach Austern. Seine bevorzugte Nahrung sind Herz- und Miesmuscheln, Krebstiere und Würmer. Tagsüber erkennt er seine Beute mit den Augen, beispielsweise anhand unterschiedlicher Färbung und Struktur der Wattoberfläche. Nachts durchpflügen Austernfischer mit leicht geöffnetem Schnabel den Sand in einer Tiefe von bis zu zwei Zentimetern. Durch Tasten können sie Muscheln sehr gut von leeren Schalen oder anderen leblosen Objekten unterscheiden. Haben sie eine Muschel gefunden, wird sie auf einem festen Untergrund fixiert und durch Hämmern mit dem Schnabel auf den Schalenrand geöffnet. Die sich dabei abnutzende Schnabelspitze wächst ein Leben lang nach.
AusternfischerBedrohungen
Der Austernfischer ist in Deutschland derzeit nicht bedroht, aber seine Bestände nehmen lokal ab. Problematisch ist vor allem der Rückgang der Herz- und Miesmuscheln, von denen sich der Vogel hauptsächlich ernährt. Dagegen wächst die Zahl der Fressfeinde, die Gelege plündern oder Küken erbeuten, sodass immer weniger Nachwuchs flügge wird. Hinzu kommt die Bedrohung durch den Klimawandel: Durch den Anstieg der Meeresspiegel werden die Flachwasserzonen schneller überflutet und die Austernfischer haben weniger Zeit für die Nahrungssuche. Stärkere Fluten im Frühsommer können dazu führen, dass die Gelege überspült werden.
Neue Feinde
Da Austernfischer zu den Bodenbrütern zählen, sind ihre Gelege oft leichte Beute für Fressfeinde wie Wanderratten, Füchse, Marder, Möwen oder Raubvögel. Das ist Teil des natürlichen Nahrungskreislaufs und wäre eigentlich keine Bedrohung für den Bestand. Doch die Zahl der Räuber hat in den letzten Jahren zugenommen: Eingeschleppte Arten wie Marderhund oder Mink erhöhen den Druck auf den Austernfischer. Deshalb schlüpfen weniger Küken und der Bestand geht zurück. In Schleswig-Holstein sind die Raubsäuger nicht nur auf dem Festland, sondern auch auf den Halligen und Inseln anzutreffen und sorgen für einen geringen Bruterfolg. Bei niedrigem Wasserstand gelangen sie schwimmend oder laufend über künstliche Dämme auf die Inseln. So kommt es, dass Austernfischer auf Flachdächer mit Kies oder Dachbegrünung ausweichen und dort ihren Nachwuchs aufziehen. Solange die Küken auf den Dächern bleiben und von den Eltern gefüttert werden, ist ihre Überlebenswahrscheinlichkeit groß. Springen oder fallen sie von den Dächern, ist das oft ihr Todesurteil. Entweder verletzen sie sich beim Aufprall aus großer Höhe oder sie fallen auf umliegenden Straßen dem Verkehr zum Opfer.
Rückgang der Muschelbänke
Die Hauptnahrungsquelle des Austernfischers sind Muschelbänke. Insbesondere Herzmuscheln stehen ganz oben auf seiner Speisekarte. Durch Überfischung ist der Bestand jedoch stark zurückgegangen, und es dauert mehrere Jahre, bis sich die Muschelbänke von der kommerziellen Nutzung erholen. Wenn dann im Winter weniger Nahrung verfügbar ist und der Energiebedarf steigt, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit der Austernfischer. Zudem werden Störungen zu einer größeren Gefahr: Die Vögel können sich nicht ausreichend davon erholen, wenn sie für die Nahrungssuche mehr Zeit benötigen. Die Intensivierung der Landwirtschaft führt dazu, dass Austernfischer auch auf Wiesen- und Grünlandflächen weniger Nahrung finden.
AusternfischerWas wir tun
Im Küstenlebensraum engagieren wir uns auf den Halligen im Wattenmeer. Dort bedrohen Fressfeinde die Gelege vieler Küstenvögel – nicht nur die der Austernfischer. Wir unterstützen ein Forschungsprojekt, das zeigt, wer genau die Eier räubert und welchen Einfluss das auf die Bestände und den Bruterfolg hat. Auf Grundlage dieser Daten können unsere Partner die richtigen Schutzmaßnahmen treffen.
Wichtige Erkenntnisse über Nesträuber
Die nordfriesischen Halligen sind als Brutplätze für die Vögel des Wattenmeers von herausragender Bedeutung. Allein auf Langeneß, Hooge und Oland brüten jedes Jahr etwa 15.000 Paare. Die Tiere auf diesen drei Halligen machen einen großen Anteil des deutschen Gesamtbestands vieler Seevogelarten aus – beim Austernfischer ist es ein Fünftel. In ganz Schleswig-Holstein brüten 3,9 Prozent des weltweiten Bestands an Austernfischern. Doch drei der wertvollsten deutschen Brutgebiete für Küstenvögel sind durch Räuber bedroht. 2021 und 2022 stellte der Verein Schutzstation Wattenmeer e. V. im Rahmen eines Forschungsprojekts Kameras an Nestern auf. Von Anfang Mai bis Ende Juli dokumentierten die Vogelschützer damit das Schicksal von insgesamt 698 Gelegen (345 im Jahr 2021 und 353 im Jahr 2022). So konnten sie zahlreiche Nestverluste durch Beutegreifer nachweisen. Den größten Schaden verursachte die Wanderratte: Sie plünderte im Untersuchungszeitraum 140 Nester, vor allem auf Hallig Hooge.
Projekte
Vogelschutz und Gelegemonitoring im Wattenmeer
AusternfischerHelfen
Unsere Küsten bilden nur einen schmalen Saum an Nord- und Ostsee, aber sie sind einer der spannendsten Lebensräume. Im Wattenmeer, in Boddenlandschaften und auf Sandbänken hat sich über Jahrhunderte eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt entwickelt. Diese besonderen Biotope sind bedroht, zum Beispiel durch Fischerei oder Müll. Wir setzen uns dafür ein, diesen Naturschatz zu bewahren.