Eichhörnchen

Tierischer Förster

Fotoquelle: Arco Images / Minden Pictures Eichhörnchen springend in der Luft mit Nahrung im Maul. Fotoquelle: Arco Images / Minden Pictures

Bestand in Deutschland:

keine Angabe möglich

Bestandstrend:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.

Einleitung

Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) leben in Nadel-, Laub- und Mischwäldern mit alten Baumbeständen und sind fast in ganz Europa verbreitet. In Deutschland und vielen anderen Ländern haben sie sich auch städtische Lebensräume erschlossen. Sie halten sich gern in der Nähe von Menschen auf und sind in Gärten und Parks zu finden, solange es dort genügend Nahrung und Unterschlupf gibt. Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe. Im Herbst verstecken sie als Vorrat für die kalte Jahreszeit Nüsse und Samen im Boden.

Fakten

Wissenschaftlicher Name

Sciurus vulgaris

Eichhörnchen: Alter

durchnittliche Lebenserwartung: 3 Jahre

Eichhörnchen: Gewicht

200–480 g

Fußabdruck

Illustration in schwarz-weiß vom Eichhörnchen

Nahrungsdepots

Eichhörnchen legen vor dem Winter viele Depots mit Nahrungsvorräten an. Anders als andere Nager fressen sie sich keinen Winterspeck an und müssen die im Winter ein- bis zweistündige Aktivitätsphase nutzen, um Nahrung aus einem der Verstecke zu holen.

Nahrung

  • Baumfrüchte

  • Samen und Kerne

  • Triebe, Knospen und Blätter

  • Kleinvögel und Vogeleier

  • Pilze

Feinde

Baummarder Hauskatzen Habicht

max. Größe in cm

EichhörnchenMerkmale

Eichhörnchen variieren in ihrer Fellfärbung von hellrot bis braunschwarz und sind mit ihrem Körperbau perfekt an das Klettern in Bäumen angepasst. Auffallend sind ihre Pinselohren und der bis zu 22 Zentimeter lange Schwanz, der damit fast so lang wie der Köper ist. Männchen und Weibchen sind anhand von Größe und Fellfarbe nicht zu unterscheiden.

EichhörnchenVariable Fellfarbe

Von hellem Rot bis schwärzlichem Braun: Die Fellfarbe der Eichhörnchen gibt es in allen Nuancen, nur der Bauch bleibt immer weiß oder cremefarben. Die Farbe ist genetisch bedingt und abhängig von Umwelteinflüssen, wie beispielsweise dem Klima. In den Nadelwäldern höherer Lagen sind Eichhörnchen dunkler gefärbt als in Laubwäldern des Flachlandes. Gründe dafür sind wohl die bessere Tarnung vor Feinden und eine bessere Temperaturregelung .

Im Frühjahr und im Herbst findet beim Eichhörnchen ein Fellwechsel statt. Damit passt sich der Nager an die jeweiligen Außentemperaturen an. Das Winterfell ist sehr viel dichter und dunkler gefärbt als das Sommerfell. Auch der Schwanz ist im Winter buschiger und die Haarpinsel an den Ohren länger, die Pinsel fallen beim Fellwechsel im Frühjahr aus.

EichhörnchenHinterbeine

Die muskulösen Hinterbeine sind überproportional lang und eine weitere Anpassung an die kletternde Lebensweise. Beim Sitzen liegen die Hinterbeine mit der kompletten Länge auf dem Boden auf und erhöhen so die Stabilität. Mit ihren langen, beweglichen Greifzehen an Vorder- und Hinterpfoten und ihren scharfen Krallen können Eichhörnchen mühelos auch an glatten Baumstämmen hinauf und hinunter klettern.

EichhörnchenMultifunktioneller Schwanz

Mithilfe ihres Schwanzes können Eichhörnchen beim Klettern und Springen das Gleichgewicht halten. Außerdem dient er ihnen im Flug von Ast zu Ast als eine Art Steuerruder. Aber auch zur Kommunikation mit Artgenossen wird der Schwanz eingesetzt. Beispielsweise bei der Balz, wenn mehrere Männchen um ein Weibchen werben oder ihr Revier verteidigen. Bei Gefahr stäuben sich die Schwanzhaare und die Tiere schlagen den so aufgeplusterten Schwanz hin und her. In ihrem Nest, das bei Eichhörnchen Kobel genannt wird, leistet der Schwanz gute Dienste als wärmende Decke.

EichhörnchenLebensweise

Eichhörnchen sind tagaktive Baumbewohner und leben bevorzugt in Nadel-, Laub- und Mischwäldern, kommen aber auch in Gärten und Parks vor. Wichtig ist für sie das Vorkommen von fruchttragenden Bäumen als abwechslungsreiche und stabile Nahrungsgrundlage. Im Herbst verstecken die Nager Vorräte für den Winter. Sie leben hauptsächlich einzelgängerisch und kommen nur zur Fortpflanzung zusammen. Eichhörnchen sind bekannt für ihre flinken Bewegungen und ihre bis zu zwei Meter weiten Sprünge. Sie bauen aus Zweigen, Blättern und Moos kugelige Nester, die Kobel genannt werden und in denen sie ruhen und schlafen. Deren Eingänge sind oft tunnelartig und nur schwer durch die Zweigschichten zu erkennen. Manchmal nutzen Eichhörnchen zum Bau der Kobel auch Baumhöhlen und in Städten auch Gebäude.

Ökologische Rolle

Lebensweise Eichhörnchen im Winter
Fotoquelle: Arco Images / Minden Pictures

Neue Bäume durch vergessene Vorräte

Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf und legen daher Vorräte für den Winter an, wenn die Natur keine oder nur noch wenig Nahrung bereitstellt. Dazu vergraben die Tiere im Herbst an verschiedenen Stellen Samen, Nüsse oder Pilze im Boden, meist in der Nähe von Baumstämmen, oder sie verstecken ihre Vorräte in Spalten oder Baumhöhlen. Im Kobel wird keine Nahrung gelagert. Um das Futter im Winter wiederzufinden, nutzen die Tiere sowohl ihren Geruchs- als auch ihren Orientierungssinn. Sie merken sich zwar nicht jedes Depot, wohl aber das Gebiet und das Versteckmuster. Trotzdem finden sie oft nicht alle Vorräte wieder, sodass die vergegrabenen Samen und Nüsse im Frühjahr zu keimen beginnen. Beim Waldaufbau spielen die Eichhörnchen damit eine wichtige ökologische Rolle.

Nahrung

Lebensweise Eichhörnchen Nahrung
Fotoquelle: Arco Images / Minden Pictures

Vorliebe für Nüsse und Samen

Eichhörnchen sind Allesfresser, ihre Nahrung richtet sich nach dem Angebot in ihrem Revier und variiert je nach Jahreszeit. Unerlässlich sind samentragende Bäume, denn die Nager fressen bevorzugt Nüsse und Samen (Hasel-, Walnüsse, Fichtensamen, Kiefernzapfen). Auf ihrem Speiseplan stehen aber auch Früchte (vor allem Bucheckern und Sonnenblumenkerne), Beeren, Pilze, Knospen und Triebe frischer Zweige, Rinde oder Obst. Eichhörnchen fressen im Sommer zudem Insekten und Vogeleier und in der Stadt auch Lebensmittelreste.

In Jahren, in denen Fichte oder Buche viele Samen tragen, steigt auch die Zahl der Eichhörnchen deutlich an. Wenn die Bäume dagegen wenig Früchte tragen, nehmen die Bestände ab. Eichhörnchen, die besser im Aufspüren ihrer Verstecke sind, leben länger; und Weibchen, die mehr Nahrung finden, haben oft mehr Nachwuchs.

Fortpflanzung

Lebensweise Eichhörnchen Fortpflanzung
Fotoquelle: Arco Images / Minden Pictures

Paarung und Jungenaufzucht

Zum Jahreswechsel startet die Paarungszeit, die mit wilden Verfolgungsjagden beginnt. Dabei wird ein Weibchen oft von mehreren Männchen durch die Bäume verfolgt. Je nach Lebensraum und Nahrungsverfügbarkeit findet die Paarung von Ende Dezember/Anfang Januar bis in den Spätsommer statt. Es gibt bei der Fortpflanzung zwei Spitzen: die erste im Frühjahr und eine zweite im Sommer. Die letzten Jungtiere werden Ende August geboren. Das Nest, der so genannte Wurfkobel, wird in einer geeigneten Astgabel in sicherer Höhe gebaut und gut ausgepolstert. Nach der Paarung duldet das Weibchen das Männchen nicht mehr in seiner Nähe.

Ein Wurf besteht aus durchschnittlich vier Jungen, die nach 36 bis 42 Tagen Tragezeit nackt und blind auf die Welt kommen. Nach der Geburt bleiben die Jungtiere etwa zehn Wochen im Familienverband bei der Mutter. Vor Ende des ersten Lebensjahres werden die Tiere geschlechtsreif. Viele Eichhörnchen überleben das erste Jahr nicht. Die Überlebensrate ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Lebensraum, Feinden, Nahrungsangebot und Bestandsdichte.

EichhörnchenBedrohungen

Grundsätzlich gilt das Eichhörnchen in Europa nicht als bedroht. Allerdings weiß man nur sehr wenig über die Bestandssituation, denn die Zahlen schwanken stark in Abhängigkeit von der Nahrungsverfügbarkeit. Eichhörnchen haben zwar viele Feinde, diese haben jedoch keinen erheblichen Einfluss auf die Bestände. Der zunehmende Verlust von alten Laub-, Nadel- und Mischwäldern kann zu einem Rückgang der Bestände beitragen. Die Besiedelung von Grünanlagen und Gärten in Städten mildert diesen etwas ab.

Graue Konkurrenz aus Nordamerika

Neozoen

Das größere und stärkere Grauhörnchen wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Großbritannien eingeführt. Geografische Barrieren wie Flüsse oder Industriegebiete konnten die robusten und wanderfreudigen Grauhörnchen nicht von einer flächendeckenden Verbreitung abhalten. Mit erheblichen Folgen: Das Europäische Eichhörnchen wurde auf der Insel fast komplett aus seinem Lebensraum verdrängt. Nur auf einzelnen isolierten Inseln und im Nordwesten Englands sowie Schottland ist Sciurus vulgaris noch zu finden. Auch in NordiItalien und Irland wurden Grauhörnchen ausgesetzt. Mit ihnen wurde auch das Hörnchen-Pocken-Virus in diese Länder eingeschleppt, ein Erreger, gegen den die grauen, nicht aber die roten Eichhörnchen immun sind. In Deutschland gibt es bis jetzt keine Grauhörnchen-Nachweise. Eine weitere Ausbreitung der Art von Italien aus könnte aber auch zu Problemen in Westeuropa führen.

Grauhörnchen
Fotoquelle: ArcoImages / imageBROKER

Verlust alter Baumbestände

Intensivierung der Forstwirtschaft

Eichhörnchen sind Waldbewohner. Sie brauchen Bäume, die ihnen Nahrung und Deckung sowie einen Platz zum Schlafen und zur Jungenaufzucht bieten. Da die Nager auf die Triebe und Knospen, aber auch auf die Samen von Bäumen angewiesen sind, spielt das Alter der Wälder eine entscheidende Rolle. Denn Bäume produzieren erst ab einem gewissen Alter Samen: Waldkiefern nach etwa 10 bis 15 Jahren, die Gemeine Fichten nach etwa 30 bis 50 Jahren, Rotbuchen erst nach 30 bis 50 Jahren. Eichhörnchen brauchen daher alte Baumbestände, um satt zu werden. Da die Samenbildung von Jahr zu Jahr variiert, bieten alte Mischwälder ein sicheres und abwechslungsreiches Nahrungsangebot. Auch wenn Eichhörnchen noch überall zu finden sind, können der Verlust von naturnahen Wäldern und die Intensivierung der Forstwirtschaft zu einer Gefährdung für sie werden.

Eichhörnchen Bedrohung Baumbestände
Fotoquelle: ArcoImages / imageBROKER

EichhörnchenWas wir tun

Wir schaffen auf unseren stiftungseigenen Flächen in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen Lebensraum für das Europäische Eichhörnchen. Die Flächen werden naturnah und nachhaltig bewirtschaftet, also im Einklang mit den Bedürfnissen heimischer Wildtiere, auf manchen finden keine menschlichen Einflüsse statt.

Geschützter Lebensraum im Wildtierland

Artenschutzprojekte

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat von der Bundesregierung Flächen aus dem Nationalen Naturerbe (NNE) übertragen bekommen mit der Verpflichtung, sie dauerhaft für den Natur- und Artenschutz zu sichern. Als Rückzugsgebiete für heimische Wildtiere gedacht, wird der menschliche Einfluss hier so gering wie möglich gehalten. In großen, geschlossenen Waldgebieten mit alten Baumbeständen finden Eichhörnchen einen optimalen Lebensraum.

Nach dem Vorbild der NNE-Flächen wird auch auf Gut Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern darauf geachtet, viele alte Bäume zu erhalten und so Lebensraum für die Hörnchen und andere Wildtiere zu bewahren.

Projekte

Wir bieten Eichhörnchen Lebensraum auf unseren Flächen mit alten Baumbeständen, die naturnah bewirtschaftet werden oder dem Prozessschutz unterliegen.

Foto: Petra Riemann

Nationales Naturerbe

Vielfalt für nachfolgende Generationen erhalten.

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Unser Flächeneigentum

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