Fledermaus
Bestand in Deutschland:
Bestandstrend:
Zunahme
Die Bestände nehmen zu.
Stabil
Die Bestände sind stabil.
Abnahme
Die Bestände nehmen ab.
Unbekannt
Die Bestandstrends der einzelnen Arten sind sehr unterschiedlich. Es sind daher keine pauschalen Aussagen möglich.
Helfen:
Einleitung
Fledermäuse (Microchiroptera) üben eine besondere Faszination auf uns Menschen aus. Kein Wunder, denn die kleinen Säugetiere können vieles, was einzigartig ist: Sie sehen mit den Ohren, fliegen mit den Händen und schlafen mit dem Kopf nach unten. Und nein, sie trinken nicht unser Blut und sind auch nicht angriffslustig, solange sie nicht bedroht werden. Alle in Deutschland vorkommenden Fledermausarten sind streng geschützt, einige sind vom Aussterben bedroht.
Fakten
Wissenschaftlicher Name
Microchiroptera
Fledermaus: Alter
bis zu 30 Jahre
Fledermaus: Gewicht
3-40 gr
Paarung
Fledermäuse paaren sich im Herbst. Die Befruchtung der Eizelle erfolgt jedoch erst nach Ende des Winterschlafes bei günstigerer Witterung.
Echolot
Fledermäuse nutzen ein Echoortungssystem um zu jagen und sich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Dazu stoßen sie Ultraschallwellen aus, die von Objekten als Reflexionen zurückgeworfen werden.
Nahrung
-
Insekten
Feinde
Insektenfresser
Eine Fledermaus vertilgt pro Nacht mehrere tausend Insekten, dazu zählen auch Mücken. Freuen Sie sich über jedes Exemplar in Ihrem Garten!
FledermausMerkmale
Die in Deutschland lebenden Fledermäuse sind eher klein. Ihr Körper ist selten länger als fünf Zentimeter, die Flügelspannweite beträgt höchstens 25 Zentimeter. Zum Vergleich: Die Australische Gespensterfledermaus ist etwa 14 Zentimeter groß und hat eine Flügelspannweite von über einem halben Meter. Zwischen den Geschlechtern gibt es optisch keine auffälligen Unterschiede. Die Tiere sind bekannt für ihre spitzen, zum Teil sehr großen Ohren. Ihr Fell ist auf dem Rücken dunkler als auf der Bauchseite. Die Augen sind meist sehr klein, schwarz und wimpernlos. Mit ihren ausgeprägten Eckzähnen knacken Fledermäuse die Panzer ihrer Beuteinsekten.
FledermausFliegen
Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die sich in die Lüfte schwingen können. Sie fliegen quasi mit den Händen. Zwischen den verlängerten Fingerknochen spannt sich die sogenannte Flughaut bis zum Hals und zu den Hinterbeinen und darüber hinaus bis zum Schwanz. Nur der Daumen ist nicht in die Flughaut eingespannt. Ihn nutzt die Fledermaus zum Festhalten an unebenen Oberflächen. Auf der Jagd dienen die Flügel auch als Kescher – so ist die Fangquote deutlich höher.
FledermausFüße
Fledermäuse hängen in der Ruhephase typischerweise mit dem Kopf nach unten. Bei Gefahr können sie sich einfach fallen lassen, so ist ein schneller Start oder eine schnelle Flucht möglich. Anders als bei allen anderen Säugetieren weisen die Füße von Fledermäusen nach hinten und nicht nach vorne. Das erleichtert das Anhängen an Wänden. Die Krallen der Füße werden allein durch das Gewicht der Fledermaus gekrümmt. Dieser Automatismus bewirkt, dass die Tiere auch im (Winter-)Schlaf und selbst im Tod an Bäumen oder Wänden hängen bleiben.
FledermausHörvermögen
Fledermäuse haben von allen Tieren die sensibelsten Ohren. Dank ihrer Fähigkeit zur Echoortung können sie sich in der Dunkelheit hervorragend orientieren. So funktioniert es: Über die Nase oder das Maul stoßen sie Töne im Hochfrequenzbereich aus, die für den Menschen nicht zu hören sind. Die ausgesandten Schallwellen treffen auf den Körper der Beute, verändern beim Aufprall ihre Frequenz und wandern in der veränderten Frequenz zurück ins Fledermausohr. Anhand dieses zurückgeworfenen Echos erkennt die Fledermaus die exakte Position und Größe ihrer Beute. So schafft sie es, auch im Stockdunklen zielgenau zuzuschnappen. Auf der Suche nach Nahrung stoßen Fledermäuse zwischen fünfmal und zwanzig mal pro Sekunde ihre Beutefangrufe aus.
FledermausLebensweise
Die europäischen Fledermäuse haben Sommer- und Winterquartiere. Fledermäuse sind in der Regel nachtaktive Tiere und schlafen tagsüber. Zum Schlafen ziehen sie sich in Höhlen, Felsspalten, Baumhöhlen oder in von Menschen gemachte Unterschlüpfe wie Dachböden, Mauernischen oder Bergstollen zurück. Dabei leben manche Arten in Gruppen zusammen, andere sind Einzelgänger. Im Winter finden sich Fledermäuse in Winterquartieren zusammen. Wie alle Tiere, die Winterschlaf halten, drosseln auch Fledermäuse während dieser Zeit ihren Stoffwechsel drastisch, um Energie einzusparen; dabei senken sie ihre Körpertemperatur auf wenige Grad ab.
Lebensraum
Plätze zum Abhängen gesucht
Fledermäuse sieht man meistens in der Luft. Dort jagen und fressen sie zugleich. Zum Schutz vor Beutegreifern, zum Überwintern, zum Schlafen und auch zum Paaren sind sie jedoch auf geschützte Quartiere angewiesen. Sie brauchen zum Überleben also sowohl ein Jagdrevier, das über ein ausreichendes Nahrungsangebot verfügt, als auch ein Sommer- und Winterquartier. Je nach Fledermausart sind die Ansprüche an den jeweiligen Lebensraum unterschiedlich: Manche Fledermausarten bevorzugen Wälder, andere wiederum brauchen stehende Gewässer oder Heidelandschaften, wo sie die passende Nahrung finden. Neben der geeigneten Vegetation ist auch die Erreichbarkeit eines geeigneten Quartiers ausschlaggebend für das Vorkommen bestimmter Fledermausarten.
Nahrung
Das große Fressen
Vor dem Winterschlaf fressen sich die Fledermäuse jede Menge Fettreserven an. 20 bis 30 Prozent ihres Körpergewicht nehmen sie in dieser Zeit täglich zu sich. Dann suchen sie sich Höhlen und andere Verstecke wie Mauerritzen oder Spalten, in denen es nicht kälter als 1 bis 2 Grad wird. Kopfüber hängend hüllen sie sich während des tiefen Schlafes in ihre Flughaut ein wie in eine Decke, um so wenig wie möglich Wärme zu verlieren. Ihre Herzfrequenz sinkt von 300 bis 600 auf nur noch 18 bis 80 Schläge pro Minute. Die Körpertemperatur verringert sich auf wenige Grad Celsius und auch die Atmung verlangsamt sich deutlich. Im Frühjahr erwachen die Tiere wieder. Erstes Ziel: Auf Beutejagd gehen, um neue Kraft zu tanken.
Fortpflanzung
Trubel in der Wochenstube
Bei den europäischen Fledermausarten erfolgt die Fortpflanzung häufig im September, sobald sich die Tiere im Winterquartier befinden. Durch einen Biss in den Nacken wird das Weibchen vom Männchen für die Paarung aufgeweckt. Treue spielt keine große Rolle: Ein Weibchen paart sich meist mit mehreren Fledermaus-Männchen. Die Eizellen werden jedoch noch nicht gleich nach der Paarung befruchtet, dies geschieht erst nach Beendigung des Winterschlafes im März. Die Tragzeit der Weibchen variiert je nach Fledermausart und auch Nahrungsangebot zwischen 40 und 70 Tagen, dann wird meist nur ein Jungtier geboren. Etwa 50 bis 70 Muttertiere finden sich zur Aufzucht des Nachwuchses in sogenannten Wochenstuben zusammen. Hier werden die Jungtiere rund sechs bis acht Wochen lang gesäugt, bevor sie flügge werden und das Insektenjagen von ihren Müttern lernen.
FledermausBedrohungen
Beinahe alle in Deutschland vorkommenden Fledermausarten sind gefährdet. Dies ist in erster Linie auf den Menschen, insbesondere auf die Zerstörung der Lebensräume und die Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen.
Tod durch Pflanzenschutzmittel
Vor allem die gestiegene Nutzung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft, aber auch in den Hausgärten, stellt eine große Bedrohung für Fledermäuse dar. Dadurch wird nicht nur der Lebensraum vieler Insekten zerstört, so dass die Fledermäuse weniger Nahrung finden. Zudem sind die Insekten, die noch da sind, häufig durch die Gifte kontaminiert, die die Fledermäuse dann mit den Insekten aufnehmen.
Bedrohung durch den Menschen
Auch die Zerstörung von Lebensräumen in den Siedlungsbereichen bedroht die heimischen Fledermäuse. Notwendige Bau- und Sanierungsmaßnahmen von Gebäuden zur Energieeinsparung rauben Fledermäusen die letzten Schlupflöcher unter Hausdächern, in Kirchtürmen oder Lagerschuppen. Stollen oder Keller werden verschlossen oder die Tiere darin immer wieder gestört. Daneben tragen auch Windkraftanlagen einen Teil zur Gefährdung der Fledermäuse bei: Da die Rotorblätter der Windenergieanlagen sehr schnell sind, werden sie von den Fledermäusen nicht rechtzeitig geortet. Außerdem kann die Verwirbelung der Luftströme und der Druckabfall hinter den Rotorblättern zum sogenannten Barotrauma führen – die Lungen und inneren Organe der Fledermäuse platzen und die Tiere sterben.
FledermausWas wir tun
Auf unseren Flächen des Nationalen Naturerbes hat die Natur Vorrang. Hier betreibt die Deutsche Wildtier Stiftung keine Forstwirtschaft, sondern lässt die Natur sich selbst entfalten. Mit der Zeit entwickeln sich Wälder, die eine enorm hohe Dichte an liegendem und stehendem Totholz aufweisen und damit zum idealen Lebensraum für Fledermäuse werden. Im Gut Klepelshagen bieten die alten Stallungen und Gemäuer ebenfalls viel Platz für Fledermäuse. Die wildtiergerechte Landwirtschaft, die auf Gut Klepelshagen betrieben wird, trägt zu optimalen Lebensbedingungen für die sensiblen Flieger bei.
Arbeit auf den NNE-Flächen
Finden die typischen Waldfledermausarten in unserem Wald einen guten Lebensraum? Dieser Frage sind wir im Jahr 2016 auf unserer Naturerbefläche Eichhorst auf den Grund gegangen. Die Fläche umfasst über 200 Hektar Wald im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und ist Teil eines Naturschutzgebietes und eines FFH-Gebietes. In Mecklenburg-Vorpommern sind systematische Erfassungen der vorkommenden Fledermausarten noch lückenhaft. Umso gespannter wurden die Ergebnisse des Fledermausmonitorings erwartet.
Nach fünf Fangnächten stand die Ausbeute fest: Neun von 17 in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesenen Fledermausarten kommen in Eichhorst vor. Unser Wald scheint den Tieren schon jetzt gute Strukturen zu bieten. Sie finden besonders viele alte Bäume mit Höhlen als Sommerquartier und einen hohen Totholzanteil. Die größte in Deutschland vorkommende Fledermausart, der Große Abendsegler (Nyctalus noctula), ist nachts ebenso auf unseren Flächen unterwegs wie die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus), die kleinste Fledermausart Deutschlands. Auch die Große Bartfledermaus (Myotis brandtii), die Charakterart für Wälder, kommt in Eichhorst vor.
Die Ergebnisse zeigen schon jetzt, dass Eichhorst für Fledermäuse ein attraktiver Lebensraum ist. In den kommenden Jahren wird sich dies sicherlich noch steigern, wenn die Fläche der natürlichen Waldentwicklung überlassen wird.
Erlebnisse im Fledermausgarten
In Gehren können Natur- und Wildtierfreunde seit Sommer 2023 in die geheimnisvolle Welt der Fledermäuse eintauchen. Auf einer Fläche von einem Hektar finden die Tiere Unterschlupf im Keller eines abgerissenen Plattenbaus, den Mitarbeiter der Deutschen Wildtier Stiftung und lokale Fledermausschützer mit viel Einsatz hergerichtet haben. Unter den Fledermäusen, die hier ihr Quartier haben, sind auch einige Vertreter seltener Arten, zum Beispiel fünf Fransenfledermäuse und neun Braune Langohren. Die Zahl der Tiere im neu gestalteten Fledermausgarten soll sich in Zukunft weiter erhöhen. Dafür sollen auch ein neu angelegter Teich direkt neben der Kelleranlage und ein botanischer Garten sorgen. Am Teich können die Fledermäuse im Sommer Mücken – ihre Lieblingsspeise – und andere Insekten jagen. Im botanischen Garten tummeln sich viele Nachtfalter. Auch die fressen Fledermäuse gerne.
Der Fledermausgarten ist bis Ende September jeweils donnerstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Für Kindergruppen aus Haus Wildtierland, das von der Präsidentin der Deutschen Wildtier Stiftung Alice Rethwisch gegründet wurde, können auch Führungen mit den Naturschützern der Stiftung gebucht werden (info@hauswildtierland.de).
Adresse: Fledermausgarten, Gehren 37, 17335 Strasburg (Uckermark). Eintritt frei.
Windkraft im Wald
Der renommierte Biologe Dr. Klaus Richarz hat 2014 und 2016 umfangreiche Studien für die Deutsche Wildtier Stiftung verfasst.
Sie beschreiben das Gefährdungspotenzial waldgebundener Vogel- und Fledermausarten durch den Bau und den Betrieb von Windkraftanlagen. Die Studien belegen die Bedeutung der Wälder für den Erhalt der biologischen Vielfalt vor und zeigen auf, dass ein weiterer Ausbau von Windenergieanlagen vor allem im Wald einen Eingriff in eine Tabuzone darstellt und nur in Ausnahmefällen naturschutzfachlich und -rechtlich vertretbar ist. Die Studien kommen zu dem Fazit, dass der rasante Ausbau von Windenergieanlagen das Ökosystem Wald – aund dabei besonders Vögel und Fledermäuse – gefährdet. Wir setzen uns mit unserem Projekt "Windenergie und Artenschutz" dafür ein, dass der Ausbau von Windkraftanlagen unter naturverträglichen Aspekten geschieht.
Projekte
Wir unterstützen die Fledermaus mit einer Reihe von Projekten, über die Sie im Folgenden mehr erfahren.
Blogbeiträge
FledermausHelfen
Fledermäuse profitieren von vielen Projekten und Maßnahmen, die die Deutsche Wildtier Stiftung zu anderen Tierarten durchführt und durch die natürlicher Lebensraum geschaffen wird. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende!