Gämse
Kletterkünstler in luftigen Höhen
Bestand in Deutschland:
Bestandstrend:
Zunahme
Die Bestände nehmen zu.
Stabil
Die Bestände sind stabil.
Abnahme
Die Bestände nehmen ab.
Unbekannt
Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.
Helfen:
Einleitung
Die Gämse (Rupicapra rupicapra) ist ein Wiederkäuer und gehört zur Familie der Hornträger (Bovidae). Die Gämse lebt in Gebirgslandschaften und zieht im Sommer auf Hochlagen bis zu 2.500 m. In Deutschland kommt sie in den Alpen und in geringer Zahl auch im Schwarzwald und der Schwäbischen Alb vor. Die Gämse ist laut Gesetz eine jagdbare Art. Der Jäger bezeichnet die Gämsen auch als Gamswild.
Fakten
Wissenschaftlicher Name
Rupicapra rupicapra
Gämse: Alter
bis zu 20 Jahre
Gämse: Gewicht
25 - 40 kg
Hufabdruck Gämse
Kletterkünstler
Kitze können ihrer Mutter schon wenige Stunden nach der Geburt in schwieriges Gelände folgen.
Nahrung
-
Gräser und Kräuter
-
Triebe, Knospen und Blätter
Feinde
Größe
GämseMerkmale
In den Sommermonaten tragen Gämsen ein gelbbraunes Fell mit einem deutlichen schwarzen Aalstrich auf dem Rücken. Im Winter ist ihr Fell eher schwarz mit gräulich-brauner Unterwolle. Besonders typisch ist zu jeder Jahreszeit die Gesichtsmaske mit einer Längsbinde, die von den Ohren über die Augen bis zur Nase verläuft.
GämseAusrüstung für ein Leben in Hochlagen
Die Gämse ist auf das Leben im Hochgebirge besonders gut vorbereitet: Dank ihrer spreizbaren Hufe (Schalen) und hartgummiartigen Sohlen kann sie im felsigen Gelände bis zu zwei Meter hohe und sechs Meter weite Sprünge absolvieren und in abschüssigem Gelände bis zu 50 km/h schnell sein. Durch einen ungewöhnlich hohen Anteil roter Blutkörperchen wird ihr Körper auch bei hoher körperlicher Leistung mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Das Besondere ist ihr Herz: Ein Gämseherz hat ein sehr großes Volumen und sein Muskel ist wesentlich dicker als bei „Flachlandsportlern“, wie etwa dem Reh. Dadurch überstehen Gämsen wenn nötig bis zu 200 Herzschläge pro Minute.
GämseLautäußerung
Gämsen verfügen über ein großes Repertoire an Gestik und Lautäußerungen. Neben dem Aufstellen ihres Gamsbartes als Imponiergehabe während der Brunft ist das „Blädern“ der typische Brunftlaut des Bockes, um sich einer Geiß anzunähern. Bei Gefahr hört man Gämsen „pfeifen“ und der typische Angst- oder Suchlaut ist das „Meckern“.
GämseKopfschmuck
Gämsen gehören zu den Hornträgern, den sogenannten Boviden. Bei ihnen tragen beide Geschlechter Hörner, die sogenannten Krucken. Sie werden bis zu 25 Zentimeter lang und sind bei den Geißen (Weibchen) etwas dünner und an der Spitze nicht so stark nach unten gekrümmt (gehakelt) wie beim Bock. Der Kopfschmuck der Boviden wird im Gegensatz zu dem Geweih der Cerviden, der Hirschartigen wie Reh und Rothirsch, nicht abgeworfen sondern wächst während des ganzen Lebens nach. Dadurch kann man anhand von „Jahresringen“ das Alter des jeweiligen Tieres recht genau bestimmen.
GämseLebensweise
Die Gämse lebt tagaktiv, da sie sich bei der Fortbewegung im Gebirge mit den Augen orientieren müssen. Im Sommer bilden Geißen, Kitze und Jährlinge Herden, deren Größe und Zusammensetzung stark wechseln kann. Die älteren Böcke leben dagegen meist einzelgängerisch und verjagen Eindringlinge aus ihrem Einstandsgebiet. Manchmal trifft man über der Baumgrenze aber auch auf kleinere Rudel, die nur aus meist jüngeren Böcken bestehen.
Lebensraum
Bewohner der Hochlagen
Gämsen sind heute typische Gebirgsbewohner, die ursprünglich jedoch auch in vielen Mittelgebirgen beheimatet waren. Im Sommer besiedeln sie die felsigen Hochlagen, Latschen- und Geröllfelder und Almmatten und sind weniger im Wald anzutreffen. Bei hoher Schneelage ziehen sie sich in die Bergwälder zurück, wo sie noch Nahrung finden können. Heute kommen Gämsen in den Alpen, Pyrenäen, Apenninen und den Gebirgen Rumäniens, Jugoslawiens und Griechenlands vor. In Deutschland wurde es im Schwarzwald und dem Elbsandsteingebirge wieder eingebürgert.
Nahrung
Wackelzahn im Hochgebirge
Gämsen nutzen die frühen Morgen- und Vormittags- sowie die Abendstunden zur Nahrungsaufnahme. Als Nahrung dienen Gräser, Kräuter, Flechten, Moose und im Winter Knospen und Triebe von Sträuchern, Laub und Nadelbäumen. Natürliche und künstliche Salzlecken üben auf Gämsen - wie auf viele andere Wiederkäuer - einen starken Anreiz aus. Eine erwachsene Gämse hat 32 Zähne. Im Oberkiefer sind die Schneidezähne durch eine Hornplatte ersetzt, zwischen den Schneide- und den Vorbackenzähnen besteht eine Lücke. Der Wechsel von den Milchzähnen zum Dauergebiss findet etwa zwischen dem 15. und 40. Lebensmonat statt und beginnt mit den mittleren Schneidezähnen.
Fortpflanzung
Jungenaufzucht im Hochgebirge
Die Brunft der Gämsen fällt in die Monate November und Dezember. Durch erste Schneefälle ist sie vor allem für die Böcke sehr kräfteraubend. Ältere Böcke wechseln regelmäßig zwischen verschiedenen Rudeln hin und her, während der Platzbock „sein“ Rudel verteidigt. Nähert sich ein Rivale, richtet er sein langes Rückenhaar, den Gamsbart, auf und macht sich dadurch größer. Wenn das Imponiergehabe keinen Erfolg zeigt, vertreibt der Platzbock den Eindringling oft durch eine waghalsige Verfolgungsjagd über Fels und Geröll. Nach einer Tragzeit von etwa sechs Monaten setzt die Geiß im Mai oder Anfang Juni ein, selten zwei oder drei Kitze, die ihrer Mutter schon wenige Stunden nach der Geburt in schwieriges Gelände folgen können. Die Geiß schließt sich mit ihrem Kitz bald schon wieder einem Rudel mit anderen Geißen an. Die Kitze werden etwa sechs Monate lang gesäugt und bleiben bis zu einem Jahr bei der Geiß.
GämseBedrohungen
Die Gämse ist in Deutschland nicht vom Aussterben bedroht. In Bayern und Baden-Württemberg werden ihre Bestände daher durch Jagd reguliert und genutzt. Die jährliche Jagdstrecke beträgt etwa 5.000 Tiere. Allerdings unterliegen Gämsen dem Anhang V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) und darf nur dann bejagt werden, wenn der Erhaltungszustand als günstig eingestuft wird. Dafür wäre ein umfassendes Monitoring notwendig. In Deutschland findet die Bewertung des Erhaltungszustandes jedoch ausschließlich auf Grundlage der Abschussstatistik und der Einschätzung von Experten statt.
Todesfalle Schutzwald
Der natürliche Lebensraum der Gämsen ist auch ein attraktiver Erholungsraum für uns Menschen. Durch Skifahrer, Mountainbiker, Drachenflieger, Paragleiter und viele mehr flüchtet die Gämsen in tiefer gelegene Wälder und nutzt diese als Einstandsgebiet. Gerade in den bayerischen Alpen sind jedoch viele Waldbereiche als Schutzwälder vor Lawinenabgängen ausgewiesen. Hier dürfen Gämsen leider das ganze Jahr über abgeschossen werden und genießt keine Schonzeit, die gerade im Frühjahr sehr wichtig wäre.
GämseWas wir tun
Seit dem Frühjahr 2016 führt die Deutsche Wildtier Stiftung gemeinsam mit dem Büro für Wildbiologie Bayern ein Projekt zur Analyse des aktuellen Populationszustands und von Lebensraumkonflikten bei Gämsen in den bayerischen Alpen durch. Das Projekt hat zum Ziel, notwendige Grundlagen für ein modernes Gamswildmanagement zu legen und Vorschläge für die zukünftige Behandlung dieser Art im alpinen bis montanen Bereich zu erarbeiten.
Gamswild in Bayern
Seit dem Frühjahr 2016 führt die Deutsche Wildtier Stiftung gemeinsam mit dem Büro für Wildbiologie Bayern ein Projekt zur Analyse des aktuellen Populationszustands und von Lebensraumkonflikten bei Gämsen in den bayerischen Alpen durch. Das Projekt hat zum Ziel, notwendige Grundlagen für ein modernes Gamswildmanagement zu legen und Vorschläge für die zukünftige Behandlung dieser Art im alpinen bis montanen Bereich zu erarbeiten. Das Projekt setzt sich aus drei Modulen zusammen:
- der Analyse des Ist-Zustandes von Gämsen in Bayern,
- der Untersuchung des Angebots an geeigneten Habitaten(= Lebensräumen) und dort herrschenden Zielkonflikten mit unterschiedlichen Nutzergruppen,
- der Entwicklung geeigneter Monitoringmethoden und eines Managementkonzepts für den Umgang mit Gämsen im bayerischen Alpenraum.
Endbericht - Die Gams in Europa: Situation und Handlungsbedarf im Alpenraum
Die Alpengämse gehört zu den wenigen Arten in der EU, die dem Schutz der FFH-Richtlinie unterliegen und gleichzeitig durch Jagd genutzt werden dürfen. Die Voraussetzung für die nachhaltige Nutzung dieses Wildtieres ist ein tragfähiges Monitoring, das den günstigen Erhaltungszustand der Art belegt. Die Studie „Die Gams in Europa“ gibt eine Zusammenfassung des Status Quo der Bestandssituation und der Monitoring- bzw. Bejagungsmethoden in den für die Gämse relevanten EU-Mitgliedsstaaten und der Schweiz. Sie ist ein gemeinsames Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung und des Internationalen Rates zum Erhalt des Wildes und der Jagd (CIC) und seiner Delegationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Projekte
In unserem Projekt "Gamswild in Bayern" widmen wir uns den Lebensraumkonflikten zwischen Gämsen und Mensch. Indem wir Flächen aus dem Nationalen Naturerbe übernehmen, bieten wir vielen heimischen Wildtieren einen artgerechten Lebensraum.
Blogbeiträge
GämseHelfen
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