Waldiltis
Frosch-Jäger im Unterholz
Bestand in Deutschland:
Bestandstrend:
Zunahme
Die Bestände nehmen zu.
Stabil
Die Bestände sind stabil.
Abnahme
Die Bestände nehmen ab.
Unbekannt
Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.
Helfen:
Einleitung
Der Iltis (Mustela putorius) gehört zur Familie der Marder und ist hierzulande der größte Vertreter der Gattung Mustela, die Wiesel, Nerze und Iltisse umfasst. Besonders seine auffällige weiße Gesichtsmaske unterscheidet ihn von anderen Mardern. Der Iltis ist nicht nur ein ausgesprochener Wasserfreund und vorausschauender Sammler von Nahrung, sondern auch ein bemerkenswerter Jäger, der durch seine Heimlichkeit und Nachtaktivität den meisten Menschen jedoch verborgen bleibt. In Europa kommen zwei Iltisarten vor: Der Waldiltis, auch Europäischer Iltis genannt, ist im Großteil Europas verbreitet. Den Steppeniltis (Mustela eversmanii) findet man dagegen nur in Osteuropa.
Fakten
Wissenschaftlicher Name
Mustela putorius
Waldiltis: Alter
bis zu 10 Jahre
Waldiltis: Gewicht
500g bis 2000g
Abwehr von Feinden
Zur Abwehr von Feinden sind Iltisse in der Lage, mithilfe ihrer Analdrüse ein stark riechendes Sekret abzusondern. Aufgrund seines strengen Geruchs wird der Iltis auch „Stinkmarder“ oder „Stänker“ genannt.
Geschickter Jäger
Bereits vor unserer Zeitrechnung wurde der Iltis als geschickter Jäger kleinerer Beutetiere zum Frettchen domestiziert. Noch heute werden Frettchen bei der Jagd auf Kaninchen eingesetzt, zum Beispiel in Küstenregionen. Frettchen können in den unterschiedlichsten Farbschlägen vorkommen: Neben einem gelb-schwarzen „Wildtyp“ kommen Albinos, hellbraune und schwarze Varianten vor.
Nahrung
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Reptilien
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Amphibien
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Insekten
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Baumfrüchte
Feinde
Größe
WaldiltisMerkmale
Der Iltis besitzt eine typische marderartige Gestalt, die jedoch zierlicher und gedrungener ist als die von Baum- und Steinmarder. Iltisse haben auch kürzere Beine und einen weniger buschigen sowie kürzeren Schwanz.
Häufig bewegt er sich im sogenannten Paarsprung fort, die Spur ist jedoch um ein Drittel kleiner als die von Baum- und Steinmarder. In der Spur sind die kleineren Vorderpfoten und die längeren Hinterpfoten mit jeweils fünf Zehen erkennbar.
WaldiltisFell
Charakteristisch ist die weiße Gesichtsmaske, die den Iltis deutlich von anderen Marderarten unterscheidet. Die kleinen, rundlichen Ohren haben ebenfalls weiße Ränder. Das Fell besteht aus locker stehenden, dunklen Deckhaaren und einer weiß-gelblichen Unterwolle. Je nach Blickwinkel wirkt der Iltis für den Betrachter eher dunkel oder hell. Die Bauchseite ist stets dunkler als die Oberseite. Man spricht daher auch von „verkehrtfarbend“, einer Eigenschaft, die kennzeichnend ist für vorwiegend nachtaktive Tiere. Zweimal jährlich wird das Fell gewechselt, das Winterhaar ist besonders weich und glänzend.
WaldiltisSchutzfunktionen
Die stark ausgeprägten Sinne des Iltisses sind der Geruch und das Gehör. Er reagiert sofort auf Störungen und sucht schnellstmöglich eine Deckung auf. Gerät er in Bedrängnis, setzt er ein stark riechendes Sekret ab, das Feinde abschrecken soll. Das Sekret wird zusammen mit Harn und Kot ebenfalls zur Reviermarkierung abgegeben. Bei Bedrohung wird durch ein anhaltendes Fauchen und Kreischen versucht, Eindruck zu machen. Weitere Laute dienen der Kontaktaufnahme untereinander oder der Beschwichtigung. Die Jungtiere untermalen ihre Spiele mit Lauten.
WaldiltisKörperbau
Sein gedrungener Körperbau erlaubt es dem Iltis, viele seiner Beutetiere bis in ihre unzugänglichen Schlaf- oder Winterverstecke und Höhlen zu verfolgen. Die kurzen Beine und der schlanke Körper sind auch eine Anpassung an die Fortbewegung im dichten Unterwuchs und am krautigen Gewässerufer.
WaldiltisLebensweise
Iltisse leben als Einzelgänger in versteckreichen und häufig von Gewässern geprägten Lebensräumen. Hauptsächlich jagen sie kleinere Beutetiere, aber auch Früchte stehen auf dem Speiseplan. Nur zur Paarungszeit (Ranz) verbringen Männchen und Weibchen einige Tage zusammen. Ihre Streifgebiete sind bisher nur wenig untersucht. Sie umfassen zehn bis 150 Hektar und überlappen sich häufig. Nur während der Ranz kommt es zu direkten Auseinandersetzungen, insbesondere zwischen Männchen. Viel Zeit verbringen sie schlafend. Iltisse sind überwiegend in der Dämmerung und Nacht aktiv, weshalb Beobachtungen äußerst selten sind.
Ökologische Rolle
Heimlicher Kulturfolger
Iltisse sind fast in ganz Europa bis an den Ural verbreitet, mit Ausnahme Irlands, Nordskandinaviens und dem südlichen Balkan. Dabei kommt die Art noch in Höhen bis über 1.300 Metern vor. Geeignete Lebensräume sind vor allem Flächen, die viele Versteckmöglichkeiten bieten und möglichst dicht mit Sträuchern bewachsen sind. Trockene Kiefern- und Fichtenforste und strukturarme Agrarflächen werden gemieden. Bevorzugt werden gewässernahe Strukturen, wie die Ufer von Gräben, Bächen und Teichen aber auch Feuchtwiesen und Sumpfgebiete. Hecken, Feldgehölze und Waldränder bieten ebenfalls geeignete Lebensräume. Als Kulturfolger ist er immer wieder auch in Siedlungen, Gärten und Scheunen anzutreffen. Seine Verstecke, in die er sich während des Tages zurückzieht und in denen im Sommer die Jungenaufzucht erfolgt, sind Reisighaufen, hohle Baumstämme am Boden, Wurzelhöhlen und verlassene Erdbaue von Füchsen oder Dachsen. Während der Aktivitätsphasen in der Dämmerung und Nacht legt der Iltis auf der Suche nach Nahrung und zur Reviermarkierung mehrere Kilometer zurück.
Nahrung
Beutegreifer mit Vorratskammer
Der Iltis ist kein ausgesprochen spezialisierter Jäger. Vielmehr stöbert er im Unterholz und gilt als Beutetier-Opportunist. Zu seiner Beute zählen Kleinsäuger bis zur Größe eines Kaninchens, Amphibien, Reptilien, Aas, Jungvögel und Eier und verendete Fische, aber auch Obst und Beeren werden nicht verschmäht. Sein Gebiss mit 34 Zähnen und der kurze Darm kennzeichnen ihn jedoch als typischen Fleischfresser. Als „Erdmarder“ ist er kein guter Kletterer, dafür aber ein recht guter Schwimmer, was sich auch in seinem Beutespektrum und bevorzugtem Lebensraum, der Gewässernähe, widerspiegelt. Bekannt ist der Iltis für die Anlage von Vorratskammern. In solchen wurden schon mehr als 100 Frösche oder Kröten entdeckt. Vereinzelt wird beschrieben, dass Iltisse durch einen gezielten Biss in die Schädelbasis Frösche und Kröten nur lähmen würden und so einen lebendigen, länger haltbaren Vorrat anlegen. In den meisten entdeckten Vorratskammern wurden allerdings getötete Beutetiere oder zusammengetragene Frösche in der Winterstarre aufgefunden. Bei der „Zubereitung“ seiner Nahrung nutzt der Iltis einen besonderen „Trick“: Er rollt Frösche im Sand umher, um sie von ihrer Schleimschicht zu befreien.
Fortpflanzung
Paarungswilliges Weibchen gesucht
Nach etwa neun Monaten erreichen Iltisse die Geschlechtsreife. Somit beteiligen sich die Jungtiere aus dem vorigen Jahr bereits an der nächsten Paarungszeit im März bis Juni. Das ist auch notwendig, denn das Durchschnittsalter beträgt aufgrund einer sehr hohen Jungensterblichkeit weniger als ein Lebensjahr. Während der Ranz streifen die Männchen weit umher, immer auf der Suche nach einer Fähe. Hierbei verlieren sie enorm an Gewicht. Bei der Paarung gehört es zur Zeremonie, dass der Rüde die Fähe im Nacken greift und bis zu einer Stunde umherträgt, ehe es zum eigentlichen Geschlechtsakt kommt. Die Fürsorge der Jungen obliegt allein der Fähe. Nach 42 Tagen bringt sie vier bis sieben Jungtiere in einem mit Unterwolle ausgepolsterten Versteck zur Welt. Bei der Geburt wiegen diese etwa so viel wie eine 1-Euro-Münze. Das Welpenfell ist silbrig-weiß und wird zeitgleich mit dem Öffnen der Augen nach drei Wochen in das typische Erwachsenenkleid gewechselt. Schon bevor sich die Augen öffnen, sind die Jungen in der Lage, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Nach drei Monaten haben sie etwa das Gewicht der Mutter erlangt.
WaldiltisBedrohungen
In der Vergangenheit hat der Iltis von der Strukturvielfalt in der Kulturlandschaft profitiert, die ihm guten Schutz und reichlich Nahrung bot. Die Intensivierung der Landnutzung, der Verlust von Lebensräumen sowie Umweltgifte machen ihm nun immer mehr zu schaffen. In der Roten Liste Deutschlands wird der Iltis inzwischen als „gefährdet“ eingestuft. Sein Rückgang wurde auch von der EU erkannt, und die jagdbare Art wird in der FFH-Richtlinie im Anhang V geführt. Die Bejagung unterliegt demnach einer regelmäßigen Erfassung des Zustandes der Population. Weil hier große Unsicherheiten bestehen, wird der Iltis in einigen Bundesländern seit Jahren nicht bejagt.
Verlust von Lebensräumen
Die Landwirtschaft macht auch dem Iltis zu schaffen. Besonders treffen ihn Eingriffe in das Wasserregime, wie es durch Drainieren oder Begradigen von Gräben geschieht. Wie für viele weitere Arten auch stellt der Wegfall von Strukturelementen wie naturnahen Gewässersäumen, Hecken und Feldgehölzen im Rahmen von Flurbereinigungen einen starken Verlust der Lebensraumqualität dar. Verstecke und Nahrungsgründe für den Iltis gehen auf diese Weise verloren.
Straßenverkehr
Ein weiterer wesentlicher Faktor für die Bedrohung des Iltisses ist der Straßenverkehr, dem jährlich mehrere Tausend Tiere zum Opfer fallen. Neben diesen unmittelbaren Verlusten geht von Straßen, besonders von größeren, eine Barriere-Wirkung für Iltisse aus. Verkehrsopfer und die Meidung von Straßen behindern so die wichtige ökologische Durchlässigkeit der verbliebenen Iltislebensräume untereinander. Auch Umweltgifte stellen eine Gefährdung dar. Die bis zum Ende der 80er-Jahre hinein verwendeten PCB (Polychlorierte Biphenyle), die als Weichmacher auch in Autoreifen verarbeitet wurden und über Asphaltabrieb in die Umwelt gelangten, haben die Reproduktionsfähigkeit von Mardern in der Vergangenheit negativ beeinflusst und sind bis heute in der Umwelt nachweisbar.
Krankheiten
Eine Vielzahl an Erkrankungen und Parasiten wirken sich als natürliche Faktoren auf Iltispopulationen aus. Vornehmlich zählen zu den Erkrankungen Räudemilben, die große Hautschäden und Fellverlust verursachen, und die Staupe. Die Staupe gehört zu den Viruserkrankungen, die auch Hunde befallen können. Hunde sind in der Regel jedoch gegen Staupe geimpft.
Auf Iltisse wirkt zudem ein hoher Parasitendruck. Viele äußere und innere Parasiten führen nicht direkt zum Tod, sondern stellen eher eine Schwächung dar, die es weiteren Infektionskrankheiten leicht macht. Wie bei Marderarten typisch, sind Iltisse besonders häufig von Würmern befallen, die in der Nasennebenhöhle und im Gewebe des Schädelknochens leben. Hier kommt es dann zur Bildung von Gangsystemen durch die „Mitbewohner“ und zu Deformationen des Schädelknochens.
WaldiltisWas wir tun
Ob Naturerbe-Gebiet oder nachhaltige Land- und Forstwirtschaft – auf unseren eigenen Stiftungsflächen in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen schaffen wir Lebensraum für viele Arten. Auch der Iltis ist hier fester Bestandteil der Artenvielfalt.
Lebensraum schaffen
Viele Kleingewässer prägen einen Großteil unserer Wildnisflächen des Nationalen Naturerbes. Hier zählt das „Nichts-Tun“ und das dauerhafte Sichern, um möglichst vielen Arten langfristig ihren Lebensraum zu erhalten – auch dem Iltis. Und auf Gut Klepelshagen sind die nach Öko-Richtlinien bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen immer wieder unterbrochen von Hecken, Feldgehölzen und Wegrainen, in denen sich Iltisse und Beutetiere wie Mäuse besonders wohlfühlen. Renaturierte und neu angelegte Feuchtbiotope sowie rückgebaute Entwässerungen sorgen hier für eine vielfältige Kulturlandschaft mit großer Artenvielfalt.
Projekte
Der Iltis gilt in Deutschland als gefährdete Tierart. Unsere wildtierfreundlich bewirtschafteten Agrar- und Forstflächen und unsere Gebiete des Nationalen Naturerbes bieten auch dem Iltis einen besonders geeigneten Lebensraum.
WaldiltisHelfen
Schutz von Lebensräumen, das heißt auch Schutz der Iltisse. Mit der Unterstützung unserer Projekte helfen Sie uns, Lebensräume auch für den Iltis zu sichern.