Schreiadler
Pendler zwischen den Kontinenten
Bestand in Deutschland:
Bestandstrend:
Zunahme
Die Bestände nehmen zu.
Stabil
Die Bestände sind stabil.
Abnahme
Die Bestände nehmen ab.
Unbekannt
Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.
Helfen:
Einleitung
Der Schutz von Wildtieren ist immer auch mit dem Schutz ihrer Lebensräume verbunden. Dies gilt in besonderer Weise für den Schreiadler (Clanga pomarina). Der Brutbestand des „Pommernadlers“ stagnierte in den letzten 15 Jahren in Deutschland bei etwa 130 Brutpaaren. Als Hauptursache gelten der Verlust geeigneter Lebensräume in seinen Brutgebieten und die Wilderei auf den Zugwegen. Seit etwa zwei Jahren wird ein leichter Anstieg der Brutpaare verzeichnet.
Fakten
Wissenschaftlicher Name
Clanga pomarina
Schreiadler: Alter
bis zu 25 Jahre
Schreiadler: Gewicht
1,3 - 2,2 kg
Lautäußerung
Zugstrecke
Schreiadler legen pro Zugstrecke etwa 10.000 Kilometer zurück.
Nahrung
-
Amphibien
-
Kleinsäuger
-
Reptilien
Feinde
Größe
SchreiadlerMerkmale
Der Schreiadler ist bei uns der kleinste Vertreter aus der Familie der Adler. Sein wichtigstes Merkmal sind seine charakteristischen Lautäußerungen, aber auch seine Jagdweise überrascht
SchreiadlerGefieder
Schreiadler haben die für Adler typischen geraden, brettartigen Flügel und sind überwiegend schokoladen-farbig. Ihr Kopf, der Nacken und ihre Oberflügeldecken sind etwas heller. Auf den Schwanzfedern haben Schreiadler eine charakteristische V-förmige, weiße Binde.
SchreiadlerLautäußerungen
Beim Schreiadler ist der Name Programm: „Tjück! Tjück! Tjück!“ – diesen klangvollen Ruf stoßen die Eltern vor allem im Frühjahr aus. Bei der Balz ähnelt der Ruf des Männchens einem langgezogenen Quietschen: „Wiiiik!“
SchreiadlerJagd
Die häufigste Jagdart des Schreiadlers ist für Greifvögel außergewöhnlich: Er schreitet über kurzrasige Flächen und sucht seine Beute zu Fuß. Schreiadler jagen aber auch aus dem Flug und durch den für Greifvögel typischen Ansitz.
SchreiadlerLebensweise
Schreiadler sind Zugvögel und verbringen den Winter im südlichen Afrika. Erst im April kehren sie in ihre Brutgebiete nach Mittel- und Osteuropa zurück. Hier brüten sie sehr versteckt, damit ihr Horst von Feinden aus der Luft nicht entdeckt werden kann. Solche blickdichten Strukturen finden sie meist nur in wenig genutzten Wäldern. Außerdem benötigen sie Wechselhorste, falls ihr angestammter Horst bei ihrer Rückkehr im Frühjahr bereits durch andere Greifvögel besetzt ist.
Zug und Überwinterung
Über den Bosporus nach Südafrika
Ab etwa Mitte September machen sich Alt- und Jungvögel unabhängig voneinander auf ihren 10.000 km langen Herbstzug und folgen dem Sommer auf die Südhalbkugel. Als sogenannter Thermiksegler nutzen Schreiadler die Aufwinde über Land, um weite Strecken ihres Zuges gleiten zu können. Die Überquerung von Meeren ist dadurch ausgeschlossen. Erfahrene Altvögel ziehen aus Deutschland in Richtung Süd-Osteuropa und überqueren mit dem Bosporus die Meerenge zwischen Europa und Kleinasien. Danach passieren sie die Sinai-Halbinsel und erreichen mit der Überquerung des Suezkanals den Afrikanischen Kontinent.
Ab Mitte November hält sich der größte Teil der Schreiadler in Simbabwe, Sambia, Mosambik, dem Norden Namibias sowie dem Nord-Osten Südafrikas auf. Die Greifvögel folgen hier den Regenfronten, die für ein gutes Nahrungsangebot sorgen. Eine wichtige Nahrungsquelle der Schreiadler sind in Afrika die Jungen des Blutschnabelwebers, des wahrscheinlich häufigsten Vogels der Welt. Eine andere Nahrungsquelle sind eiweißreiche Termiten. Spätestens im Februar beginnt dann der Frühjahrszug der Schreiadler zurück in ihre Brutgebiete nach Europa.
Nahrung
Ein Vielflieger jagt lieber zu Fuß
Bis zu 80 % der Beute des Schreiadlers besteht aus Fröschen und Mäusen. Durch ihre Größe sind aber auch Maulwürfe eine beliebte Schreiadlerkost. Daneben ernähren sich die Greife von Reptilien wie Blindschleichen oder Eidechsen.
Ihre Nahrung suchen Schreiadler meistens in einem Radius bis zu drei Kilometer um ihren Horst. Da sie weniger aus der Luft, sondern vor allem zu Fuß jagen, sind besonders Grünland und Brachflächen ein geeignetes Jagdrevier. Daneben eignen sich Waldränder und Feuchtlebensräume wie anmoorige Senken oder die Ränder von Söllen oder Kleingewässern zur Nahrungssuche. Selbst in feuchten Bruchwäldern oder auf Waldwiesen finden Schreiadler Beutetiere für sich und ihre Jungen.
Während der Aufzuchtzeit des Jungvogels im Sommer ist das Männchen der Hauptversorger von Küken und Schreiadlerweibchen. Je größer das Küken wird, desto mehr muss das Weibchen mit zur Jagd gehen, um den Jungvogel satt zu bekommen.
Fortpflanzung
Nur ein Jungvogel kann überleben
Nach der Rückkehr beider Schreiadler-Partner in ihre angestammten Brutgebiete im April, vollführen die Männchen einen Girlandenflug, um die Weibchen zu beeindrucken. Anfang Mai liegen dann zwei Eier im mit grünen Zweigen ausgepolsterten Horst, aus denen Anfang Juni die Jungvögel schlüpfen. Doch sobald das Zweitgeborene geschlüpft ist, wird es durch den früher Geschlüpften mit Schnabelhieben attackiert. Der Zweitgeborene, der in Analogie zu der biblischen Darstellung als „Abel“ bezeichnet wird, geht fast immer durch die Attacken des „Kain“ zugrunde. Der „obligatorische Kainismus“ ist genetisch bedingt und könnte von der Natur als eine Art Reproduktionsreserve für besonders nahrungsreiche Jahre vorgesehen sein.
Ende Juli verlässt der überlebende Jungvogel erstmals das Nest, bleibt aber noch einige Tage dicht am Horst und wird von seinen Eltern weiter gefüttert. Im August unternimmt er bereits größere Flüge, um für den bevorstehenden Zug ins Winterquartier zu üben.
SchreiadlerBedrohungen
Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Zahl der Schreiadler in Deutschland um ca. 25 % zurückgegangen. Neben dem Verlust geeigneter Lebensräume durch intensive Land- und Forstwirtschaft und dem Bau von Windenergieanlagen liegt der Hauptgrund dafür in der illegalen Verfolgung von Greifvögeln auf den Zugwegen.
Gefährdung durch Windenergieanlagen
Die Zahl der Windenergieanlagen (WEA) ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Neben Fledermäusen sind davon besonders Greifvögel betroffen, die mit den Rotorblättern kollidieren. Schreiadler meiden die Nähe von Windkraftanlagen vor allem aufgrund der vielen Störungen, die durch den Betrieb der Anlagen entstehen. So geht von den Windrädern nicht nur eine direkte Scheuchwirkung aus, sondern sie können auch die Gefahr einer großräumig wirkenden Verfremdung des gewohnten Lebensraums bewirken.
Umbruch von Stilllegungsflächen und Grünland
Die letzten in Deutschland heimischen Brutpaare des „Pommernadlers“ brüten in Kulturlandschaften, die im Vergleich zu anderen Landschaften eher extensiv bewirtschaftet werden. Der steigende Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen hat jedoch dazu geführt, dass Stilllegungen und zum Teil auch Grünland an vielen Stellen in Ackerflächen umgewandelt wurden. Dadurch wurden viele Jagdgebiete der Schreiadler zerstört. Der rasante Anstieg des Anbaus von Mais für Biogasanlagen hat diesen Trend weiter verschlimmert.
Intensivierung der forstlichen Nutzung
In den Wäldern, in denen Schreiadler heute noch brüten, bestehen in einem Umkreis von 300 Meter um den Horst sogenannte Horstschutzzonen. Hier ist die forstliche Nutzung untersagt bzw. stark eingeschränkt. Über die Horstschutzzone hinaus stehen die Brutwälder der Schreiadler jedoch zunehmend unter Druck. Die verstärkte Nachfrage nach Holz hat den Holzmarkt in den letzten Jahren stark verändert. Steigende Preise für den Rohstoff führten auch zu einer Änderung der Waldbewirtschaftung, häufig leider zum Nachteil der Schreiadler-Lebensräume. Besser als die Ausweisung von Horstschutzzonen ist daher die Einrichtung sogenannter Waldschutzareale. Darunter sind alle verbliebenen Bereiche im Brutwald eines Schreiadlerpaares zu verstehen, die potentiell zum Horstbau geeignet sind. In den meisten Fällen müsste ein Waldschutzareal etwa 50 Hektar groß sein.
Gefahr auf den Zugrouten
Besonders in der Südtürkei, in Syrien, dem Libanon und in Nordägypten gilt das Abschießen eines Greifvogels wie dem Schreiadler als Statussymbol und beweist die Männlichkeit des Jägers. Die Verluste durch die illegale Jagd sind in diesen Regionen sehr hoch - dies belegen nicht zuletzt auch zahlreiche Ring- bzw. Senderfunde toter Adler. Leider zeigt nicht zuletzt der Abschuss eines im Rahmen des Projektes „Jungvogelmanagement“ der Deutschen Wildtier Stiftung beringten Jungadlers auf Malta im Herbst 2007, dass Schreiadler selbst in der Europäischen Union durch illegalen Abschuss bedroht sind.
Schreiadler-Pate werden
Schreiadler-Pate werden
SchreiadlerWas wir tun
Die Ansprüche des Schreiadlers an das Offenland gleichen denen anderer Greifvogelarten wie dem Rotmilan, seine Ansprüche an den Waldlebensraum denen anderer anspruchsvoller Waldbewohner wie Schwarzstorch, Mittelspecht oder Mopsfledermaus. Vertragsnaturschutz für den Schreiadler dient somit in gleicher Weise anderen, zum Teil stark bedrohten Arten. Deshalb engagieren wir uns mit politischem Engagement und konkretem Artenschutz für Clanga pomarina! Eine wichtige Plattform ist dabei unsere Internetseite www.Schreiadler.org.
Vertragsnaturschutz für den Schreiadler
Die Ansprüche des Schreiadlers an das Offenland gleichen denen anderer Greifvogelarten wie dem Rotmilan, seine Ansprüche an den Waldlebensraum denen anderer anspruchsvoller Waldarten wie Schwarzstorch, Mittelspecht oder Mopsfledermaus. Vertragsnaturschutz für den Schreiadler dient somit in gleicher Weise anderen, zum Teil stark bedrohten Arten. Mit der Neugestaltung ihrer Förderpolitik für die ländlichen Räume ab 2015 haben die Länder Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg die Chance erhalten, die Weichen im Sinne des Artenschutzes zu stellen. Um diesen Prozess zu unterstützen, hat die Deutsche Wildtier Stiftung im Frühjahr 2014 einen Leitfaden zur Schreiadler-gerechten Förderung veröffentlicht. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Kalkulation von wirtschaftlichen Nachteilen durch eine Schreiadler-gerechte Bewirtschaftung.
Schreiadler-gerecht wirtschaften in Wald und Offenland
Um Schreiadler in Deutschland vor dem Aussterben zu bewahren, erprobt die Deutsche Wildtier Stiftung, wie eine Schreiadler-gerechte Landnutzung in die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe integriert werden kann. Im Naturpark Feldberger Seenlandschaft, einem Kerngebiet der Schreiadler-Verbreitung, hat die Deutsche Wildtier Stiftung bereits 90 Hektar Grünland und Ackerfläche übernommen, die sich langfristig im Sinne des Schreiadlers entwickeln werden.
Internationale Schutzbemühungen
Um Schreiadler in Deutschland vor dem Aussterben zu bewahren, hat die Deutsche Wildtier Stiftung bereits im Jahr 2005 ein umfassendes Schutzprogramm initiiert. Das Programm enthält gleichermaßen den konkreten Schutz von bedrohten Schreiadler-Lebensräumen und politisches Engagement zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Schreiadler.
Projekte
Um den Schreiadler in Deutschland vor dem Aussterben zu bewahren, haben wir im Jahr 2024 zusammen mit der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und der Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern ein nationales Artenhilfsprogramm (nAHP) gestartet: Wir schützen bedrohte Schreiadler-Lebensräume in Brutwäldern und auf Nahrungsflächen im Offenland, verbessern die Überwachung des Bruterfolgs und der Verluste durch Windkraftanlagen und sorgen durch unterstützendes Jungvogelmanagement dafür, dass mehr junge Schreiadler die Brutsaison überleben.
Blogbeiträge
SchreiadlerHelfen
Helfen Sie mit Ihrer Spende, Schreiadlerland zu sichern und den Schreiadler vor dem Aussterben zu bewahren.
Weiteres Material
Im Rahmen unseres Engagements für den Schreiadler sind verschiedene Inhalte entstanden, die spannende Einblicke in das Leben des Schreiadlers ermöglichen oder Möglichkeiten zu seinem Schutz aufzeigen. Hier können Sie sich zu diesen Themen informieren: