Siebenschläfer
Mehr als nur Namensgeber einer Bauernregel
Bestand in Deutschland:
Bestandstrend:
Zunahme
Die Bestände nehmen zu.
Stabil
Die Bestände sind stabil.
Abnahme
Die Bestände nehmen ab.
Unbekannt
Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.
Helfen:
Einleitung
Der Siebenschläfer (Glis glis) zählt zur Familie der Bilche – auch Schlafmäuse genannt – und ist an das Leben in den Bäumen angepasst. Von Mitte September bis in den Mai hinein hält der Nager rund sieben Monate Winterschlaf in einer unterirdischen Höhle. Bucheckern sind für den Siebenschläfer ein enorm wichtiger Nahrungsbestandteil.
Fakten
Wissenschaftlicher Name
Glis glis
Siebenschläfer: Alter
bis zu 9 Jahre
Siebenschläfer: Gewicht
100 - 200 gr
Besondere Sohlen
Der Siebenschläfer hat an seinen Pfoten Sohlenballen, die wie Saugnäpfe funktionieren und es ihm ermöglichen, an senkrechten Flächen zu klettern.
Siebenschläfer
Nahrung
-
Triebe, Knospen und Blätter
-
Früchte
-
Baumfrüchte
Feinde
SVG Größe
SiebenschläferMerkmale
Der Siebenschläfer erinnert durch seinen Körperbau stark an das Eichhörnchen. Er besitzt einen mausähnlichen Kopf und Rumpf und einen buschigen, langen Schwanz. Den Schwanz nutzt er, um beim Klettern das Gleichgewicht zu halten. Ausgewachsene Tiere erreichen eine Körperlänge von bis zu 30 cm. Der Siebenschläfer hat ein sehr dichtes, graubraunes Fell, einen weißen Bauch, rundliche Ohren und große schwarze Augen.
SiebenschläferGeschickter Kletterer
Siebenschläfer sind geschickte Kletterer und selten auf dem Boden anzutreffen. Um mühelos an senkrechten Wänden oder Bäumen zu klettern, besitzen sie lange, gelenkige Zehen und klebrige Sohlenballen. Dieses haftende Sekret an den Ballen hilft ihnen, sich besser halten zu können.
SiebenschläferAusgezeichnete Sinnesorgane
Die Sinnesorgane des Siebenschläfers sind bestens an ein Leben in der Nacht angepasst. Er hat ein ausgezeichnetes Gehör und einen gut entwickelten Geruchssinn. Aber besonders der Tastsinn ist hervorragend ausgeprägt: Der Siebenschläfer besitzt bis zu sechs Zentimeter lange Schnurrhaare, mit denen er beispielsweise testet, ob sein Körper auch durch ein Schlupfloch hindurch passt. Außerdem helfen ihm vier behaarte sogenannte Tasthügel im Gesicht sowie je ein Tasthügel an Kinn und Unterarmen sich in der Dunkelheit zurecht zu finden. Seine großen Augen ermöglichen ihm ebenso eine gute Orientierung.
SiebenschläferSchwanz abwerfen bei Gefahr
Bei Gefahr kann der Siebenschläfer seinen Schwanz abwerfen. Wenn Feinde den Bilch am Schwanz packen, kommt es zum sogenannten Schwanzhautverlust: Die Schwanzhaut mit den Haaren reißt an einer Sollbruchstelle ab und wird vom Schwanzskelett abgezogen. Die hautlosen Schwanzwirbel bleiben übrig, fallen mit der Zeit ab oder werden abgefressen. Nach kurzer Zeit wächst an der Stelle neue Haut und Fell und es ist nichts mehr zu sehen, außer, dass der Schwanz ein bisschen kürzer ist.
SiebenschläferLebensweise
Siebenschläfer leben einzelgängerisch oder in kleinen Familiengruppen, die dann aus einem Weibchen und deren Nachwuchs bestehen. Sie verhalten sich ausgesprochen territorial und verteidigen ihr Revier vehement gegenüber Artgenossen. Lediglich zur Paarung kommen Männchen und Weibchen zusammen.
Lebensraum
Wohnen in Eichen und Buchen
Als nachtaktives Tier verschläft der Siebenschläfer den Tag in Baumhöhlen, Erdlöchern, Nistkästen und anderen Verstecken und wird erst bei Einbruch der Dunkelheit aktiv. Er ist ein ausgezeichneter Kletterer und lebt hauptsächlich auf Bäumen, in denen er seine Nahrung sucht. Siebenschläfer bevorzugen großflächige Laub- und Mischwälder mit alten Eichen und Buchen, denn die Bäume bilden erst nach etwa 20 Jahre die Baumfrüchte, die Siebenschläfern als Nahrung dienen. Reine Nadelwälder meiden sie. Doch sie scheuen auch die Nähe des Menschen nicht und siedeln in der Nähe von Streuobstwiesen und Scheunen, die ihnen Unterschlupfhöhlen zum Schlafen bieten. Oft ziehen sich Siebenschläfer zum Schlafen tagsüber auch in Gartenhäuschen, unbewohnte Nistkästen oder auf verlassene Dachböden zurück, wo sie manchmal durch ihr Poltern und Quieken auffallen.
Verhalten
Im Herbst wird Speck angelegt
Spätestens im Herbst brauchen Siebenschläfer verstärkt viel Nahrung. Je mehr Fettreserven sie jetzt ansetzen können, desto höher sind ihre Überlebenschancen, denn während des Winterschlafes verlieren sie 35% bis 50 % ihres Körpergewichts. In Deutschland halten Siebenschläfer zwischen September/Oktober und Mai/Juni Winterschlaf. Ihr Winternest legen sie besonders sorgfältig an. Es wird gut versteckt, teilweise 50 – 100 cm tief im Boden, mit Laub und Moos ausgepolstert und mit Vorräten bestückt, die hauptsächlich im Frühjahr nach dem Aufwachen verzehrt werden. Manchmal nutzen die Bilche auch bereits vorhandene Gänge oder Verstecke, wie etwa Baumhöhlen, Vogelnistkästen oder Nischen in Gebäuden. Die Siebenschläfer erwachen, wenn die Temperaturen die 20°C-Grenze überschreiten. Überwintert er in warmen Gebäuden, verkürzt er seinen Winterschlaf auch mal oder verzichtet sogar ganz auf ihn.
Fortpflanzung
Weiches Nest für den Nachwuchs
Im Juni, etwa vier Wochen nachdem die Siebenschläfer erwacht sind, beginnt für sie die Paarungszeit. Pro Jahr kommt es zu einem Wurf, um den sich nur die Weibchen kümmern. Das Nest wird nach der Paarung vom Weibchen meist in Baumhöhlen von Bunt- oder Schwarzspechten eingerichtet, manchmal auch in einem Vogelnistkasten. Die Höhle wird komfortabel ausgepolstert und mit Tierhaaren, Federn und anderen weichen Materialien bestückt. Nach einer vierwöchigen Tragezeit werden durchschnittlich vier bis sechs Jungtiere geboren. Sie sind nur wenig weit entwickelt, sowohl blind und taub als auch ohne Fell. Nach rund sechs Wochen werden die Jungtiere von der Muttermilch entwöhnt und nehmen ab diesem Zeitpunkt feste Nahrung zu sich. Mit etwa zwei Monaten erreichen die Jungtiere ihre Selbstständigkeit.
SiebenschläferBedrohungen
In vielen Gegenden Deutschlands, besonders im Süden, sind Siebenschläfer häufig anzutreffen und nicht gefährdet. Das Vorkommen im Norden Deutschlands hat jedoch in den letzten Jahrzehnten erheblich abgenommen. Der Populationsschwund hängt in erster Linie mit dem Verlust gewachsener Wälder zusammen.
Nutzwälder - Kein Nutzen für den Siebenschläfer
Hauptgrund für den Rückgang der Bestände der Siebenschläfer in Deutschland ist das Fehlen intakter Mischwälder mit alten und toten Bäumen. Diese bieten dem nachtaktiven Säugetier Futter und Naturhöhlen, sowohl für die Jungenaufzucht als auch als Schlafgelegenheit während des Tages und im Winter. In den eintönigen Nutzwäldern aber, die es immer mehr gibt, findet der Nager kaum noch Unterschlupf und Nahrung. Da das Überleben des Siebenschläfers vom Vorkommen intakter Mischwälder abhängt, eignet er sich als Zeigerart für diesen Lebensraum.
SiebenschläferWas wir tun
In Deutschland gibt es kaum noch Wildnisgebiete. Damit fehlen Lebensräume, in denen sich unsere heimischen Wildtiere und -pflanzen ungestört und frei entwickeln können. Die Deutsche Wildtier Stiftung engagiert sich dafür, das zu ändern.
Eine Höhle für den Siebenschläfer auf Gut Klepelshagen
Mit dem alten Laubwald in Wildtierland Gut Klepelshagen wird sehr behutsam umgegangen. Es wird darauf geachtet, einen möglichst hohen Anteil alter Bäume zu erhalten. 2011 wurden rund hundert Höhlenbäume in Wildtierland Gut Klepelshagen dokumentiert, in denen die größte Spechtart Europas, der Schwarzspecht, Höhlen gezimmert hat. Der Schwarzspecht ist der „Zimmermann des Waldes“ und schafft lebensnotwendigen Wohnraum nicht nur für sich, sondern auch für viele andere Arten – allen voran dem Siebenschläfer.
Lebensraum auf Nationale Naturerbe Flächen
Die Flächen, die der Deutschen Wildtier Stiftung von der Bundesregierung aus dem Nationalen Naturerbe überlassen wurden, sind sehr wichtige Rückzugsgebiete für heimische Tierarten. Der menschliche Einfluss ist dort sehr gering, die Natur soll im Wesentlichen vollkommen sich selbst überlassen werden. In großen geschlossenen Waldgebieten mit geringer Zerschneidung und einem alten Baumbestand, wie etwa auf der Naturerbefläche Woldeforst, findet der Siebenschläfer einen intakten und für ihn geeigneten Lebensraum vor, in dem er sich gerne niederlässt.
Projekte
Der Siebenschläfer ist nicht bedroht und hat daher kein eigenes Projekt. Wir bieten Siebenschläfern Schutz auf unseren Flächen, die naturnah bewirtschaftet werden oder dem Prozessschutz (bedeutet: Gebiete werden ihrer natürlichen Entwicklung überlassen) unterliegen. Auf diese Weise wird neuer Lebensraum für alle heimischen Wildtiere geschaffen.
Blogbeiträge
SiebenschläferHelfen
Siebenschläfer sind nicht bedroht. Indem wir Lebenraum schaffen, unterstützen wir auch den Siebenschläfer. Helfen Sie uns mit Ihrer Spende.