Spatz
Allerweltsvogel auf dem Rückzug
Bestand in Deutschland:
Bestandstrend:
Zunahme
Die Bestände nehmen zu.
Stabil
Die Bestände sind stabil.
Abnahme
Die Bestände nehmen ab.
Unbekannt
Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.
Helfen:
Einleitung
Der Haussperling (Passer domesticus) – die meisten nennen ihn einfach Spatz – ist einer der bekanntesten Singvögel. Er ist dem Menschen fast überall auf der Welt in Dörfer und Städte gefolgt. Dort lebt er gern in Gemeinschaft und brütet bevorzugt in Nischen von Gebäuden. Sein typisches Tschilpen kennt jeder, es ist aber immer seltener zu hören.
Fakten
Wissenschaftlicher Name
Passer domesticus
Spatz: Alter
bis zu 3 Jahre
Spatz: Gewicht
20–30 g
Fußabdruck
Tschilpen des Spatzes
Nahrung
-
Samen und Kerne
-
Insekten
-
Wirbellose
Feinde
max. Größe in cm
SpatzMerkmale
Der Spatz ist ein kleiner, etwa finkengroßer Vogel mit einer gedrungenen Gestalt auf kurzen Beinen. Er hat ein braun-rötliches Gefieder mit schwarzen Längsstreifen auf dem Rücken. Männchen und Weibchen unterscheiden sich in ihrem Aussehen.
SpatzGefieder
Das Federkleid der Männchen ist kontrastreicher gemustert als das der Weibchen: Besonders auffällig sind der schwarze Kehlfleck und Brustlatz, der kastanienbraune Nacken und der aschgraue Scheitel. Die weiblichen Tiere sind dagegen matt-bräunlich gefärbt und eher unscheinbar. Sie haben einen grau-braunen Kopf und hinter dem Auge einen hellen Streifen. Die Jungvögel sind den Weibchen ähnlich – ihr Gefieder ist etwas heller gefärbt.
SpatzGesang und Stimme
Obwohl er zu den Singvögeln gehört, ist der Haussperling kein großer Sänger. Sein typisches Tschilpen empfinden trotzdem für die meisten Menschen als munteren und sympathischen Laut. Der Gesang des Männchens während der Balzzeit besteht aus monotonen, rhythmischen „Tschilp“-Lauten. Droht Gefahr aus der Luft, warnt der Spatz mit einem getrillerten „Drüüüü“. Befinden sich Feinde am Boden, ruft er energisch „terrettett“ oder „kew, kew“.
SpatzLebensweise
Spatzen sind tagaktiv und sehr gesellige Tiere. Zum Fressen finden sie sich in kleinen Trupps zusammen und auch die Nacht verbringen sie meist gemeinsam in Hecken oder Hausbegrünungen. Viele Verhaltensweisen sind auf das Leben in der Gruppe und einen gemeinsamen Tagesablauf ausgerichtet. Spatzen profitieren von der Nähe zum Menschen und sind daher nicht sehr scheu.
Lebensraum
Lebenskünstler
Ursprünglich in Baumsavannen beheimatet, gehören Haussperlinge heute zu den typischen Siedlungsbewohnern und leben in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Als Kulturfolger haben sie sich mit ihrer Lebensweise perfekt an den Menschen angepasst. Optimale Lebensräume für Spatzen sind Dörfer und Stadtränder mit Landwirtschaft, offene Tierhaltungen, Gärten und Parks. Aber auch im Zentrum von großen Städten kommen sie vor, wenn es genug Nahrung und Nistmöglichkeiten gibt. Spatzen sind sehr standorttreu. Vor allem während der Brutzeit entfernen sie sich oft nicht weiter als 100 Meter vom Nest. Junge Spatzen suchen im Herbst neue Nistplätze in einem Umkreis von wenigen Kilometern.
Sozialverhalten
Gemeinsam sind sie stark
Spatzen sind sehr gesellige Tiere, die in kleinen Trupps zusammenleben und ihren Tagesablauf stark aufeinander abgestimmt haben. Ob singen, Futter suchen, baden oder Nachwuchs aufziehen – sie machen alles gemeinsam. Selbst zum Schlafen sammelt sich der Trupp in einem Versteck. Das Leben in der Gruppe hat einen entscheidenden Vorteil: Es bietet Schutz, denn viele Augen erkennen Gefahren schneller als zwei. Auch die Jungvögel tun sich aus diesem Grund zusammen, wenn die Eltern mit der nächsten Brut beginnen. So können sie auch einige Verhaltensweisen voneinander lernen.
Fortpflanzung
Brut und Jungenaufzucht
Spatzen nisten am liebsten in Nischen und Höhlen von Gebäuden und in der Nähe von Artgenossen. Sie besetzen keine Reviere, sondern verteidigen nur ihren Brutplatz. Bei der Nistplatzwahl sind sie nicht wählerisch: Ein kleiner Hohlraum hinter einer Spalte genügt. Man hat sogar schon Brutplätze in Lüftungsschächten, in Ampeln oder unter Storchennestern gefunden. Spatzen brüten zwischen März und August und meist zwei- bis dreimal im Jahr. Das Weibchen legt zwei bis sieben Eier, und nach 12 bis 14 Tagen schlüpfen die Küken. Beide Eltern kümmern sich um die Aufzucht der Küken. Nach etwa zwei Wochen ist der Nachwuchs flügge. Weniger als 50 Prozent der Jungvögel überleben das erste Jahr.
SpatzBedrohungen
Noch gehört der Spatz zu den häufigsten Singvögeln. Doch seit 1970 nehmen die Bestände, fast unbemerkt, in ganz Deutschland und Mitteleuropa erheblich ab – vor allem in Großstädten wie London, München und Hamburg. Die Art steht daher in einigen Bundesländern auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Als erste deutsche Großstadt hat Hamburg den Haussperling im Jahr 2018 auf die Stufe der gefährdeten Vogelart gesetzt.
Kein Platz für den Spatz
Dem Spatz fehlen Nistmöglichkeiten – vor allem in der Stadt. Neue und sanierte Gebäude mit glatten und gedämmten Fassaden bieten keine Nischen, in denen Spatzen brüten können. Wenn Häuser saniert werden, die eine Spatzenpopulation beherbergen, gibt es nicht immer Ausgleichsmaßnahmen in Form von Nistkästen.
Als weitere Ursache für den Bestandsrückgang gilt der Mangel an Insekten, die Spatzen als Nahrung für ihre Jungen brauchen. Naturnahe Grünflächen und einheimische Vegetation werden immer mehr verdrängt zugunsten von Neubauten und exotischen Pflanzen wie Thuja, Kirschlorbeer oder Rhododendron. Aber auf versiegelten Flächen und in artenarmem Einheitsgrün können heimische Insekten nicht leben. Außerdem sorgen der vermehrte Einsatz von Pestiziden sowie von Laubbläsern und -saugern dafür, dass die Insektennahrung knapp wird.
Feinde und Gefahren
Bodenfeinde wie Katzen und Steinmarder fangen, besonders in der Brutzeit, junge und unerfahrene Haussperlinge. Auch Eichelhäher, Elstern und Rabenkrähen erbeuten meist Jungvögel. Erwachsene Spatzen fallen vor allem Sperbern und Turmfalken zum Opfer, die bevorzugt an beliebten Futterstellen jagen. Dabei erbeuten die Greifvögel häufiger die bunter gefärbten Männchen mit ihrem auffälligen Kehlfleck. Seltener fangen Waldkauz, Schleiereule, Waldohreule und Rabenkrähe Spatzen. In der Stadt werden Haussperlinge auch häufig zu Verkehrsopfern.
SpatzWas wir tun
Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich mit ihrer Kampagne „Rettet den Spatz!“ für den Schutz des Haussperlings ein. So werden der Spatz und seine Gefährdung zum Thema in der Naturbildungsarbeit mit Kindern. Kita- und Grundschulkinder werden mithilfe einer Vogelerlebniskiste sensibilisiert und in die Umsetzung von konkreten Schutzmaßnahmen mit eingebunden. In Hamburg werden im Projekt „Spatzenretter Hamburg – Weltstadt rettet Weltvogel“ neue Nistplätze durch das Anbringen von Nistkästen an Schulen, Kitas und anderen Gebäuden geschaffen. Auch Garten- und Hausbesitzer können viel für den Spatz tun – die Deutsche Wildtier Stiftung gibt Tipps zu praktischen Maßnahmen.
Lernen mit dem Spatz
Wir zeigen Kindern die Welt der Spatzen, denn nur was sie kennen und schätzen gelernt haben, werden sie auch schützen. Der Spatz eignet sich hervorragend für die Naturbildungsarbeit. Einerseits ist er durch seine freche Art und sein Auftreten in Gruppen bekannt und beliebt. Andererseits gehen seine Bestände zurück und Schutzmaßnahmen sind erforderlich. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat daher die Janosch-Spatzenkiste entwickelt, eine Vogelerlebniskiste für Kinder im Kita- und Grundschulalter. Bildungseinrichtungen können die umfangreiche Materialsammlung ausleihen, um Kindern die Welt der Vögel näherzubringen. Die Janosch-Spatzenkiste bietet viele praktische Anregungen, wie man Vögeln gemeinsam mit den Kindern helfen kann. Wer Nistkästen aufhängt, Vögel richtig füttert oder den Schulhof oder Kita-Garten spatzenfreundlich mit heimischen Pflanzen gestaltet, betreibt aktiv Artenschutz.
Die Deutsche Wildtier Stiftung hat einen artgerechten Nistkasten für Spatzen entwickelt. Im Rahmen von Spatzenretter-Aktionen vergeben wir Nistkästen an Grundschulen in Hamburg und Berlin. So können Pädagogen das Thema heimische Vogelwelt in Kombination mit der Janosch-Spatzenkiste ganzheitlich und nachhaltig vermitteln.
Lebensräume schaffen
Gerade Haus- und Gartenbesitzer können mit einfachen Maßnahmen Lebensräume für Spatzen schaffen:
Spatzenfreundlich gärtnern
Dichte Hecken aus einheimischen Sträuchern, blühende Wildkräuter und Nutzpflanzen sehen nicht nur schön aus, sondern machen einen Garten auch spatzenfreundlich. Hier können sich die Vögel verstecken und finden das ganze Jahr über Insekten, Sämereien und Früchte als Nahrung. Mit wilden Ecken bieten Sie Schmetterlingen, Käfern, Bienen sowie anderen Wildtieren einen guten Lebensraum. Auf den Einsatz chemischer Schädlingsbekämpfungsmittel sollten Sie verzichten. Mit Kletterpflanzen an Häuserfassaden schaffen Sie zusätzliche Aufenthaltsmöglichkeiten, in denen sich die Spatzentrupps sammeln und schlafen können.
Brutplätze schaffen
Spatzen sind Höhlenbrüter und bauen ihre Nester am liebsten in Nischen an Gebäuden und unter Hausdächern. Und sie nisten bevorzugt in Gesellschaft von Artgenossen. Um dem Haussperling Brutmöglichkeiten anzubieten, sollten Sie zuerst natürliche Strukturen erhalten, bevor Sie Brutkästen anbringen. Wenn eine Haussanierung ansteht, denken Sie an den Spatz und lassen Sie ihm einige Nischen zum Nisten übrig, zum Beispiel hinter Regentraufen. Oft können Sie schon mit geringem Aufwand verlorengegangene Nischen wiederherstellen. So schaffen zum Beispiel Kletterpflanzen an Häuserfassaden zusätzliche Brutmöglichkeiten. An Gebäuden ohne geeignete Vorsprünge und Mauerspalten sind Nistkästen jedoch sehr sinnvoll.
Artgerecht zufüttern
Wo offene Kleintierhaltungen fehlen, können Sie Spatzen mit einer ganzjährigen Körnerfütterung unterstützen. Dabei sollten Sie die Futterstelle immer sauber halten. Futtersilos eignen sich besonders gut für Körnerfutter. Wir raten zum 5-Punkte-Check bei der Vogelfütterung.
Sandbäder und Vogeltränken anbieten
Von wegen Dreckspatz! Spatzen brauchen Sand- und Wasserbäder, um ihr Gefieder parasitenfrei zu halten. Als Wasserstelle können Sie zum Beispiel einen maximal vier Zentimeter tiefen Blumentopfuntersetzer verwenden. Das Wasser muss regelmäßig ausgetauscht werden, sonst können Krankheitserreger übertragen werden. Um ein Sandbad anzubieten, können Sie eine Schale mit Sand befüllen oder einfach Sandflächen auf dem Boden frei lassen. Sowohl Vogeltränken als auch Sandstellen sollten frei stehen und genügend Abstand zum nächsten Gebüsch haben. Ansonsten sind die Vögel dort leichte Beute für Fressfeinde.
Projekte
Wir helfen dem Spatz, genug Nahrung und Nistmöglichkeiten zu finden, und unterstützen ihn mit einer Reihe von Projekten.
Blogbeiträge
SpatzHelfen
Auch Sie können dem Spatz helfen, indem Sie zum Beispiel eine Nisthilfe in Ihrem Garten aufhängen oder eines unserer Naturbildungsprojekte unterstützen.