Wildbienen
Wichtige Bestäuber für viele Pflanzen
Bestand in Deutschland:
Bestandstrend:
Zunahme
Die Bestände nehmen zu.
Stabil
Die Bestände sind stabil.
Abnahme
Die Bestände nehmen ab.
Unbekannt
Die Bestandstrends der einzelnen Arten sind sehr unterschiedlich. Es sind daher keine pauschalen Aussagen möglich.
Helfen:
Einleitung
Wildbienen (Apidae) gehören, wie die Honigbiene, zur Insektenordnung der Hautflügler und darin zur Familie der Bienen. Sie sind meist Einzelgänger, leben also solitär. Nur die Hummeln sowie einige Arten der Furchenbienen haben eine soziale Lebensweise. Genau wie die Honigbienen mögen sie es gern warm und trocken.
Fakten
Wissenschaftlicher Name
Apidae
Wildbienen: Alter
4 bis 8 Wochen
Wildbienen: Gewicht
wenige Milligramm bis 1,2 g
Fortpflanzung
Die Weibchen solitärer Wildbienen bauen ihre Nester ohne Hilfe von Artgenossen. Während seiner vier- bis achtwöchigen Flugzeit legt das Weibchen allein 4 bis 30 Brutzellen an und versorgt sie mit allem, was die Larven zum Wachsen brauchen. Die Biene stellt immer erst eine Zelle fertig, bevor sie mit der nächsten beginnt.
Spezialisten
30 Prozent aller nestbauenden Wildbienen sind auf den Pollen ganz bestimmter Pflanzenfamilien, -gattungen oder sogar -arten angewiesen, um ihren Nachwuchs zu versorgen. Man nennt diese Arten oligolektisch.
Nahrung
-
Nektar und Pollen
Feinde
Größe
WildbienenAussehen
Unter den Wildbienen gibt es eine enorme Vielfalt in Gestalt und Aussehen. Sie existieren in zahlreichen Formen und Farben. Dabei sind sie leicht mit Schwebfliegen oder Wespen zu verwechseln. Die meisten Wildbienen sind pelzig behaart, einige haben aber fast gar keine Haare.
WildbienenBehaarung
Bienen sind unter anderem an ihrem flauschigen Pelz zu erkennen. Besonders bei den nestbauenden Bienen ist die Behaarung stark ausgeprägt. Dabei reicht die Färbung von rot oder braun über gelb oder orange bis hin zu weiß – eine unter den Stechimmen nahezu einzigartige Farbenvielfalt. An dem sehr feinen Pelz bleibt viel Pollen hängen, den die Bienen zur Versorgung ihrer Brut benötigen. Das machen die feinen gefiederten oder gegabelten Härchen möglich.
WildbienenLebensweise
Die meisten Wildbienen leben solitär. Die Weibchen bauen ihre Nester allein und versorgen ihre Brutzellen ohne die Hilfe von Artgenossen. Nur die Hummeln und einige Arten der Furchenbienen haben eine soziale Lebensweise ähnlich der Honigbiene. Rund ein Viertel aller Wildbienen in Deutschland betreiben überhaupt keine Brutvorsorge – das sind die Kuckucksbienen. Sie schleichen sich als Parasitenweibchen in fremde Wildbienennester ein. Ihre Larven ernähren sich vom Pollenvorrat der Wirtsbiene und schlüpfen später anstelle der Wirtslarven, die verhungern.
Ökologische Rolle
Unverzichtbare Bestäuber
Der wirtschaftliche Wert der von Insekten geleisteten Bestäubungsarbeit wird allein in Europa auf etwa 15 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Wildbienen haben einen großen Anteil an dieser Leistung. Blühpflanzen locken Insekten mit energiereichem Nektar an, einer wässrigen Zuckerlösung. Daneben ist der eiweißreiche Pollen eine wichtige Nahrungsquelle – gerade für Wildbienen, denn sie sind die einzige Insektengruppe, die ihren Nachwuchs fast ausschließlich mit Pollen ernährt. Das und ihre große Artenzahl macht sie zu besonders wichtigen Bestäubern für Wildpflanzen, Obstbäume und Feldfrüchte. Wildbienen leisten mit ihrer Bestäubungsarbeit einen unschätzbaren Beitrag zur biologischen Vielfalt.
Nahrung
Feinschmecker
Wildbienen ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen. Das Besondere dabei: Viele Arten sind auf den Pollen einer ganz bestimmten Pflanzenfamilie oder -gattung angewiesen. Einige benötigen sogar den Pollen einer ganz bestimmten Pflanzenart, um ihre Nachkommen zu versorgen. Der Fachbegriff für diese Spezialisierung lautet Oligolektie, die Bienenarten heißen Pollenspezialisten. Besitzen Bienen keine Präferenzen, wie die Honigbiene, bezeichnet man sie als polylektische Arten oder Pollengeneralisten. Den Nektar der Pflanzen nutzen Bienen überwiegend für ihre eigene Energieversorgung – und sind hier deutlich weniger wählerisch.
Fortpflanzung
Vom Ei zur Biene
Die meisten Wildbienen leben etwa ein Jahr. Davon sind sie aber nur vier bis acht Wochen aktiv und fliegen umher. Sie haben also nur wenig Zeit für die Fortpflanzung. Bei den Solitärbienen schlüpfen zuerst die Männchen. Nach der Paarung beginnen die Weibchen sofort mit dem Bau der Brutzellen in hohlen Pflanzenstängeln oder Erdlöchern. In jede Zelle legen sie jeweils ein Ei. Dazu kommen Nektar und Pollen als Nahrungsvorrat für den Nachwuchs. Anschließend werden die Kammern mit zerkauten Pflanzenteilen, Lehm, Sand, kleinen Steinchen oder Baumharz fest verschlossen. Es dauert etwa ein Jahr, bis die Wildbienen der nächsten Generation aus ihren Nestern krabbeln. Dann beginnt – wenn alles gutgeht – der Fortpflanzungskreislauf von Neuem.
WildbienenBedrohungen
Früher profitierten Wildbienen von der Strukturvielfalt in der kleinbäuerlich geprägten Offenlandschaft. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft finden sie heute immer weniger Nahrungspflanzen und geeignete Nistplätze.
Agrarwüste – es fehlt an Nahrung und Wohnraum
Das Problem der Wildbienen ist ihre große Abhängigkeit vom Nahrungs- und Nistplatzangebot sowie ihre sehr geringe Fortpflanzungsrate. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Landschaft in weiten Teilen Deutschlands sehr stark verändert. Vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft führt zu einem Verlust strukturreicher Lebensräume und einem Rückgang an Blühpflanzen. Wertvolle Strukturen wie Sandwege, alte Hecken, Totholz- oder Steinhaufen sind in vielen Regionen Deutschlands verschwunden, und im Spätsommer fehlt es an Nahrungsquellen. Zudem finden viele Wildbienenarten keine geeigneten Nistplätze mehr.
Konkurrenz um begrenzte Ressourcen
Der Verlust blütenreicher Lebensräume führt zu einer Nahrungskonkurrenz zwischen Wildbienen und Honigbienen. Zahlreiche Studien zeigen, dass die Gefährdung der wildlebenden Insekten durch die konkurrenzstarken Honigbienen – vor allem in blütenarmen Lebensräumen – weiter verschärft wird. Das Thema wird im Naturschutz aktuell intensiv diskutiert. Dabei geht es auch um die stark zunehmende private Imkerei in Städten sowie den zunehmenden Verlust an Nahrungsressourcen für die Erwerbsimkerei in der freien Landschaft.
Obwohl es zahlreiche Indizien und Metastudien zum Thema Nahrungskonkurrenz gibt, sind direkte Studien, die diese Konkurrenz belegen, eher rar gesät. Die Deutsche Wildtier Stiftung ist sich dieser unzureichenden Studienlage sehr wohl bewusst. Dennoch geht die Deutsche Wildtier Stiftung davon aus, dass die Konkurrenz besteht und ein ernstzunehmender Gefährdungsfaktor für Wildbienen in bestimmten Lebensräumen darstellen kann. Darauf deuten zahlreiche Indizien und Daten hin.
Jedoch darf bei der Diskussion um die Nahrungskonkurrenz nicht übersehen werden, dass die eigentliche Ursache der Gefährdung der Wildbienen und anderer Insekten der immer weiter voranschreitende Verlust von strukturreichen Lebensräumen ist. Durch die Versiegelung von Flächen sowie die intensive Landwirtschaft gehen die für Wildbienen wichtige Randstrukturen, Brachen und blütenreiche Wiesen zunehmend verloren. Die Honigbiene ist nicht Auslöser der Gefährdung und soll auch nicht als Sündenbock dienen. In struktur- und blütenreichen Landschaften können Wildbienen durchaus mit einer angemessenen Zahl an verantwortungsvoll gehaltenen Honigbienen-Völkern zurechtkommen.
Wohnungsnot in der Stadt
Der Lebensraum der Wildbienen ist nicht nur in der Agrarlandschaft, sondern auch in den Städten stark beeinträchtigt. Durch den zunehmenden Wohnungsausbau und die Versiegelung von Flächen fallen viele wertvolle Kleinstrukturen wie Brach- und Ruderalflächen (Trockenstandorte) oder Kleingärten weg. Die Folge des zunehmenden Verlusts an geeigneten Lebensräumen sind dramatische Bestandsrückgänge. Von den in der Roten Liste (Stand 2011) erfassten Bienenarten sind bereits 52,2 Prozent in ihrem Bestand gefährdet.
WildbienenWas wir tun
Die Deutsche Wildtier Stiftung hat Projekte zum Schutz und zur Förderung der Wildbienen in Metropolregionen initiiert. Zurzeit sind wir in Hamburg und Berlin aktiv. In Berlin arbeiten wir eng mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt zusammen. Unser Projekt in München wurde durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der GlücksSpirale gefördert und ist Ende 2022 ausgelaufen. Mit einer breiten, ständig wachsenden Allianz von Partnern schaffen wir Lebensräume für Wildbienen in einem urbanen Umfeld. Unsere Projekte in Hamburg, Berlin und München sind Modelle für weitere Aktivitäten in ganz Deutschland. Weitere Informationen dazu finden Sie auf www.wildbiene.org.
Lebensräume schaffen
Gemeinsam mit unseren Partnern schaffen wir Lebensräume. Dabei stehen folgende Maßnahmen im Mittelpunkt:
Ein ganzjähriges Blütenangebot fördern
Wildbienen benötigen große Mengen Pollen für eine erfolgreiche Fortpflanzung. Das Blütenangebot ist jedoch häufig begrenzt. Deshalb schaffen wir im Rahmen der Projekte ein vielfältiges und großes Blütenangebot über die gesamte Vegetationsperiode.
Geeignete Nisthabitate bereitstellen
Wildbienen stellen aufgrund der unterschiedlichen und spezifischen Nistweisen sehr hohe Ansprüche an ihre Nistplätze. Manche Arten nisten im Boden, andere nisten oberirdisch und können die sogenannten Wildbienenhotels nutzen. Deswegen schaffen wir an vielen Orten in Hamburg und Berlin Kleinstrukturen, um eine arten- und individuenreiche Wildbienenfauna zu fördern.
Alle Maßnahmen werden in Zusammenarbeit mit Wildbienenexperten entwickelt und umgesetzt. Mit einer kontinuierlichen Erfolgsmessung durch ein umfassendes Monitoring überprüfen wir die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen und zeigen auf, wie sich der Bestand der Wildbienen im Lauf der Projekte entwickelt.
Die Öffentlichkeit informieren
Informationen zu unserer Arbeit, zu wildbienenfreundlichem Gärtnern und zu unseren Projektpartnern und -flächen stellen wir auf www.wildbiene.org zur Verfügung.
Wissenschaftliche Begleitung und Erstellung der ersten Roten Liste der Wildbienen und Wespen in Hamburg
Gemeinsam mit der Hamburger Behörde für Umwelt und Energie erarbeiten wir die erste Rote Liste der Wildbienen und Wespen in der Hansestadt. Die Bestandserhebung begann im Frühjahr 2016. Warum ist das Monitoring so wichtig? Wildbienen sind eine wichtige Zeiger- und Zielgruppe für Umweltveränderungen. Die Rote Liste wird künftig bei landschaftsökologischen Bewertungen, Eingriffsplanungen und anderen naturschutzfachlichen Fragestellungen helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Besuchen Sie unsere Projekt-Website für weitere Informationen zur Roten Liste und zu unseren Erhebungen.
Projekte
Wir helfen den Wildbienen, genug Nahrung und Nistmöglichkeiten zu finden. Dafür unterstützen wir die fleißigen Bestäuber mit einer Reihe von Projekten, über die Sie hier mehr erfahren.
Blogbeiträge
WildbienenHelfen
Wenn auch Sie den Wildbienen helfen möchten, können Sie zum Beispiel eine Nisthilfe in Ihrem Garten aufstellen oder Wildblumen aussäen.